Recht behalten als Sport für Jugendliche
Vier Schüler qualifizieren sich bei „Jugend debattiert“ für den Landesentscheid.
Düsseldorf. „Niemand, absolut niemand sollte dazu gezwungen werden, auch nur irgendetwas zu singen.“ Für Aurel Gröne scheint es bei der Frage „Sollen Sportler, die in einer deutschen Nationalmannschaft antreten, bei Sportveranstaltungen verpflichtet sein, die Nationalhymne laut und deutlich mitzusingen?“ keine zwei Meinungen zu geben. Zusammen mit Jens Bollem vertritt er die Gegenseite im Finale der Sekundarstufe zwei beim Regionalwettbewerb von „Jugend debattiert“. Selbstbewusst steht er dabei hinter seinem Pult auf der Bühne in der Aula der Dieter-Forte-Gesamtschule und gestikuliert wild mit seinem Kugelschreiber in der Hand.
Mit Artikel 1 des Grundgesetzes untermauert er seine Aussage; damit, dass eine solche Verpflichtung die Würde des Menschen verletze. Außerdem stellt er einen Vergleich zur DDR an, in der es eine Hymnen-Singpflicht für Sportler gegeben habe.
Für den 19-Jährigen ist es nicht das erste Mal, bei „Jugend debattiert“ auf der Bühne zu stehen. „Aurel hat schon einmal vor zwei Jahren einen Regionalwettbewerb gewonnen und dadurch einen dreitägigen Rhetorikkurs gewonnen“, erzählt Claudia Zemter, Schulkoordinatorin für Jugend debattiert am Goethe- Gymnasium. „Außerdem hat er mal ein Praktikum im Bundestag gemacht und will nach dem Abi in Potsdam Jura studieren. Die Politik ist sein Feld“, sagt sie.
Das bestätigt Aurel Gröne selbst. „Ich debattiere gern“, sagt er. „Allerdings kommt es auch auf das Fach an. In Mathe würde es wohl nicht so gut laufen.“ Er fühlt sich sichtlich wohl hinter seinem Pult. Locker steht er da und kontert ebenso die Argumente seiner Gegenpartei, die den Gewinn der Fußball-Weltmeisterschaft 1990 daran festmacht, dass die Spieler damals die Nationalhymne mitgesungen hätten. „Spanien ist aktuell Welt- und Europameister. Und die spanische Nationalhymne hat nicht einmal einen Text.“
Am Dienstagvormittag hatte es die Ausscheidung zwischen den Schülern aus Düsseldorf, Ratingen, Krefeld, Dormagen, Wuppertal, Neuss und Mönchengladbach gegeben, die Finals für Sekundarstufe I und Sekundarstufe II finden am Nachmittag statt. Zwei Zweierteams vertreten nun jeweils Pro und Contra zu einem Thema. Das wiederum kannten die Teilnehmer zehn Tage vorher. „Ich habe mich heute nur kurz in der Bahn auf das Thema vorbereitet“, gibt Aurel Gröne auf Nachfrage zu und korrigiert seine Aussage dann doch — mit einem breiten Grinsen im Gesicht: „Das sollte ich so vielleicht gar nicht sagen? Tatsächlich habe ich mich gestern eingehend mit allen Themen auseinandergesetzt.“
Doch trotz aller Debattier-Erfahrung muss sich Aurel Gröne heute geschlagen geben. Amelie Roßmaier, Schülerin der Einführungsphase des Humboldt-Gymnasiums, und der 17-jährige Phillip Maas vom Goethe-Gymnasium haben die Jury mit ihren Argumenten für die Hymnenpflicht überzeugen können. Für sie geht es jetzt zum Landeswettbewerb.