Düsseldorf Rheinbahn: Die schwierige Suche nach einem neuen Vorstand
Düsseldorf · Der Aufsichtsrat mit OB Geisel an der Spitze ist uneins, dennoch sollen rasch zwei Vorstände gefunden werden – einer ist wohl Michael Richarz. Der zweite dürfte eine Frau sein.
Am Ende eines für die Rheinbahn desaströsen Jahres scheinen sich zumindest die Finanzzahlen ein wenig zu verbessern. So soll das Defizit des Verkehrsunternehmens am Jahresende „nur“ bei 73,7 Millionen Euro liegen, kalkuliert worden war für 2018 mit einem Minus von rund 78 Millionen. Dennoch bleibt die Lage natürlich kritisch: Praktisch alle Zahlen sind schlecht und vor allem fehlen neue Bahnen, es fehlen Fahrer. Und dann fehlen auch mindestens ein, eher aber zwei neue Vorstände.
Seit dem vorzeitigen Rauswurf von Michael Clausecker vor wenigen Wochen leitet Arbeitsdirektor Klaus Klar das Unternehmen allein. Da dies formell und praktisch ein untragbarer Zustand ist, soll nun der Aufsichtsrat am 14. (und/ oder 18.) Dezember Nägel mit Köpfen machen.
Doch die Gemengelage ist schwierig. Klar ist nur, dass nach der letzten Fehlbesetzung der nächste „Schuss“ sitzen muss. Das gilt vor allem für OB Thomas Geisel, aber auch für CDU-Fraktionsvize Andreas Hartnigk, die beiden wichtigsten Männer im für die Personalauswahl entscheidenden Präsidialausschuss. Ein Problem ist, dass die beiden selten einer Meinung sind. So fordert Hartnigk ganz offen, Geisel solle den Aufsichtsratsvorsitz bei der Rheinbahn wegen Überforderung abgeben, Kämmerin Dorothée Schneider sei da deutlich besser geeignet. Diese Sicht hat er nicht exklusiv im Aufsichtsrat.
Der Zwist schlägt aber auch bei der Vorstandssuche durch. Eine Mehrheit im Aufsichtsrat um Hartnigk und die Rheinbahner möchte rasch den Strategie-Abteilungsleiter Michael Richarz zum Vorstand machen. Fast wäre es direkt mit Clauseckers Abschied zu dieser internen Lösung gekommen. Geisel jedoch (und wenige andere Aufsichtsräte) hatten Bedenken. Sie bezweifeln, dass Richarz jetzt der richtige Mann ist. Zumal es prinzipiell problematisch sei, wenn gleichsam die Rheinbahn-Belegschaft selbst den Chef aussucht, weil sie ihn so prima findet. Dahinter stehe ein völlig falsches Verständnis von einem mitbestimmten Betrieb.
Ganz abgesehen davon, dass schon der (verbleibende) Vorstand Klaus Klar das Eigengewächs eines öffentlichen Unternehmens ist, in dem Klüngel und Seilschaften seit jeher nicht gerade Fremdwörter sind. Andere Rheinbahn-Kenner sehen in Richarz im Gegenteil genau den richtigen Mann: Er sei gerade kein Kumpel-Typ, sondern durchsetzungsstark und vor allem ein Experte im Bereich Fahrbetrieb, wo die Rheinbahn akut die größten Probleme hat,
Damit eng verbunden ist die Frage, ob es bei zwei Vorständen bleibt oder ob man auf drei aufgestockt. Wenn Richarz am 14. Dezember gekürt wird (und dafür spricht viel), kommt es auf jeden Fall zur Dreier-Lösung – auch als Konzession für die Richarz-Skeptiker. Doch ob der oder die dritte ebenfalls schon im Dezember auserkoren werden kann, ist unklar. Hartnigk ist da skeptisch („Die Bewerberlage ist ziemlich mau“), aus Geisels Umfeld ist das Gegenteil zu hören. Tatsächlich sollten alle Aufsichtsräte einen Kandidaten vorschlagen. Die Namen wurden einem Headhunter gegeben, der nun zu jedem ein Dossier erstellt und allen Aufsichtsräten vorlegt.
Unklar ist auch noch, ob in einem Dreier-Vorstand eine Frau dabei sein muss. Jedenfalls wünschen das zumindest einige Mitglieder des Aufsichtsrates, wobei niemand eine „Quoten-Frau“ will. Ohnehin soll durchaus die eine oder andere Frau mit gutem Ruf in der ÖPNV-Branche im Rennen sein, zum Beispiel Eva Kreienkamp aus Mainz. Wer dann letztlich zur Rheinbahn kommen möchte, ist nach den Querelen der letzten Jahre eine andere Frage.
Keine Frage ist, dass es ohne eine funktionierende Rheinbahn auf Wachstumskurs die in der Pendlerstadt Düsseldorf so dringend erforderliche Verkehrswende mit weniger Auto- und mehr Bahn-, Bus- und Radverkehr nicht geben wird. Das ist sogar im Aufsichtsrat Konsens.