Rheindeich: Kleingärten sind unerwünscht

Die Schrebergärten im Rheindeich sollen auf lange Sicht einer Wiese weichen.

Düsseldorf. In den 90er Jahren diente die linksrheinische Laubenkolonie, eine der ältesten der Stadt, noch als Fotomotiv. Eine Becher-Schülerin fand sie so außergewöhnlich, dass sie Bücher und Ausstellungen dazu machte. Diese letzten Schrebergärten gelten als individuell, sie sind keiner Norm unterworfen. Das wird sich ändern.

Nach Auskunft von Michael Zwirnmann, dem Leiter des Liegenschaftsamts, wird die Laubenkolonie zwischen Oberkasseler- und Theodor-Heuss-Brücke verkleinert. Mit der Rodung wurde schon begonnen. Die Stadt will das Gelände renaturieren. Dies gilt zumindest für die Kleingärten auf städtischem Grund und Boden, die 60 Prozent ausmachen. 40 Prozent des linksrheinischen Rheinvorlandes ist in Privatbesitz und wird nicht angetastet.

Auf städtischem Areal wurden seit 2009 die ersten 30 Pachtverträge beendet, wenn die Gärten verwahrlost waren, die Pacht nicht bezahlt wurde oder der Pächter nicht mehr verlängern wollte. Langfristig will Zwirnmann die gesamte linksrheinische Uferzone in Freiland zurückverwandeln, denn schließlich handele es sich um Überschwemmungsgebiet. Die Hochwasserschutzverordnung lässt die immer größer werdenden Aufbauten nicht zu, die bei Flut zu schwimmenden Booten werden.

Gefällt werden Bäume, die krank, schimmelig oder morsch sind, wobei das Gartenamt die Entscheidung fällt. Im Überschwemmungsgebiet gibt es aber auch nach Auskunft des Liegenschaftsamts „Problemfälle“, wenn ein Baum durch das Hochwasser gefährdet ist. Ansonsten werden Bäume in verlassenen Gärten nur dann abgeholzt, wenn es Nadelbäume sind, die dort nichts zu suchen haben. Die frei werdenden Flächen werden eingesät.

Im Jahr 2009 gab es noch 157 städtische Hobbygärten. In ihnen verbringen viele Familien ihren gesamten Urlaub, freuen sich, wenn die Blumen wachsen, die Äpfel reifen und die Kinder an der frischen Luft herumtollen. Einigen Anliegern vor allem am Ring ist jedoch noch in Erinnerung, wie sich Detlev Karsten Rohwedders Mörder im Laubengelände versteckten. Sie möchten eine freie Sicht auf den Rhein haben. Sie sind einer Meinung mit der Bezirksregierung, die auf die Hochwasserschutzordnung pocht.

Ausgenommen von derlei Rodungsaktionen ist die Parzelle der Privatinitiative „Meine Ernte“, die ihrerseits Gärten für jeweils ein Jahr untervermietet. Auch der Tennisclub TC Oberkassel darf bleiben, der mitten im Landschaftsschutzgebiet liegt und dennoch seine Anlage um zwei Plätze erweitern darf, zum Ärger der Hobbygärtner.

Margret Dahl hat einen Privatgarten seit vielen Jahren und beobachtet: „Viele Gärten in meiner Umgebung sind ziemlich verkommen. Es findet ein Generationswechsel statt. Die Senioren sind oft zu alt für einen Garten, und die Kinder haben keine Lust darauf.“

In der linksrheinischen Bezirksvertretung gingen die Meinungen auseinander. Bezirksvorsteher Rolf Tups (CDU) sprach von einem „leidigen Thema“, das es schon seit Jahren gibt. Georg Blanchard (Linke) meinte, verwilderte Gärten sähen schöner aus als eine hergerichtete Aue. Markus Loh (Grüne) trauert schon jetzt der „biologische Vielfalt“ nach. Amtsleiter Zwirnmann fasste zusammen: „Kleingärten sind schön, aber nicht in Problemgebieten.“ Wiesen seien ein Erholungsgebiet für alle Spaziergänger.