Rotlicht-Prozess droht zur endlosen Posse zu werden
Sagenhafte 83 Sitzungstermine sind schon jetzt zusätzlich bis Ende 2014 angesetzt.
Düsseldorf. Man hat sich aneinander gewöhnt: die neun Angeklagten mit jeweils zwei Verteidigern, die Kammer mit dem Vorsitzenden Richter Markus Fuchs und Staatsanwältin Julia Hartmann. Seit dem 1. Juli sind drei Termine pro Woche die Regel.
Was wirklich hinter den Türen der Bordelle an der Rethelstraße und an der Worringer Straße geschehen ist, bleibt aber immer noch weitgehend im Nebel. Schon jetzt steht fest, dass der Rotlicht-Prozess vor dem Landgericht in die Verlängerung geht. Freitag wurden 83 Termine von Mai bis zum 19. Dezember festgelegt. 2014, wohlgemerkt.
Drei mutmaßliche Opfer wurden bisher gehört. Die haben eines gemeinsam. In den entscheidenden Momenten brechen ihre Erinnerungen ab oder werden verschwommen. Über moralische Zweifel erhabene Zeugen der Anklage sehen zudem anders aus. Der bordell-erfahrene Unternehmer aus dem Norden, dem beim ersten Haar-Test regelmäßiger Kokain-Konsum nachgewiesen wurde, war ein gefundenes Fressen für die Verteidigung, die den Mann regelrecht zerpflückte.
Auch ein Programmierer, der sich schon morgens um halb acht auf den Weg ins Bordell machte, während seine Ehefrau ihn am Schreibtisch wähnte, hinterließ bei seiner Aussage keinen überzeugenden Eindruck.
Das liegt nicht zuletzt an der Konstellation: Auf der einen Seite sitzt die Creme der Verteidiger, angeführt von Benedikt Pauka, der den Hauptangeklagten Thomas M. (48) vertritt. So richtig belastet hat den noch kein Zeuge, dafür steckte M. mit einer Vielzahl von teilweise abstrusen Anträgen (zum Beispiel die Verlegung des Verfahrens zu einer Landgerichts-Kammer für Futter- und Lebensmittelrecht) das Revier gegenüber Richter Fuchs ab. Inzwischen sind die juristischen Spitzfindigkeiten ausgetauscht und Fuchs konstatierte: „Wir sind ja eine amüsante Runde hier.“
Staatsanwältin Julia Hartmann aber wirkt oft hölzern, wenn die wortgewandten Verteidiger die mutmaßlichen Opfer in Widersprüche verwickeln. Und auf den Haupt-Belastungszeugen wartet man bis heute.