Tattoos: Bestechende Kunst mit mehr und weniger Sinn

Bei der Tattoo Bash in der Halle Siegburger Straße wird auch gleich vor Ort tätowiert.

Düsseldorf. Patrick liegt mit nacktem Oberkörper auf einer Liege, neben ihm hockt der über und über tätowierte Swasi Dan. Immer wieder tunkt er seine Metallnadel in ein winziges Töpfchen mit schwarzer Farbe und piekst Patrick dann in die Schulter. Dort ist ein kreisrundes Motiv nach polynesischem Vorbild vorgezeichnet, das der Künstler dem 21-Jährigen jetzt fürs Leben auf den Körper meißelt.

Das Bild ist kein seltenes bei der Messe Tattoo Bash, die noch Samstag und Sonntag in der Halle an der Siegburger Straße stattfindet. 130 Tätowierkünstler zeigen dort ihre Werke, Entwürfe — und stechen gleich vor Ort zu. Hier steht mal ein Mädchen in Hotpants auf einem Stuhl, eine mit Filzstift vorgezeichnete Blumenranke um den Schenkel gewickelt. Dort liegt ein Kerl mit geschlossenen Augen, während sich ein bulliger Tätowierer mit surrender Maschine über seinen Bizeps beugt.

Bei Patrick surrt es nicht. Ganz traditionell ohne Elektrizität geht ihm Swasi Dan unter die Haut. „Es ist etwas Besonderes“, erklärt der junge Düsseldorfer. „Mit der Maschine hat ja jeder.“ Und damit liegt er wohl nicht weit von der Wahrheit entfernt — galten Tätowierungen noch bis in die frühen 90er als eine Sache für Häftlinge, Matrosen und einfach Prolls, dürften sie allmählich in die Chefetagen der meisten Daxkonzerne sickern.

Wer sich mit einem Tattoo also noch abheben will, der muss es manuell stechen lassen — was teurer ist und länger dauert. Oder er tätowiert wie Künstler Swasi Dan selbst eben gleich das Gesicht, mit buddhistischen Zeichen und Lotusblüten. Für ihn ist die Sitzung Meditation — viereinhalb Stunden rechnet er bei Patrick.

Richtig fix dagegen geht es ein paar Stände weiter bei Daniela Wagner. Den Besuch auf der Tattoo Bash hat der 33-Jährigen ihr Freund Stefan Knöbel geschenkt, der ihr jetzt auch die Hand halten muss, während Tätowierer Dimo Boychev auf den linken Unterarm eine EKG-Linie und die Worte „Until the end“ (bis zum Ende) per Maschine einritzt. So lange das Herz noch schlägt, geht es weiter — das will Daniela sich immer vor Augen halten.

„Es zwiebelt aber ganz schön!“, seufzt sie mit verzogenem Gesicht. Für sie ist es das erste Tattoo, Freund Stefan hat schon drei — darunter eine Jugendsünde: ein Piranha auf dem Oberarm. „Damit muss ich jetzt leben“, sagt er lächelnd.

Dass das nicht unbedingt stimmt, zeigt die Mappe von Xhelal Berisha am Stand von Black & White aus Bruchsal: Aus „Property of Momo“ etwa wurde da, nachdem sich die Liebe zu Momo erledigt hatte, eine lila Blüte mit Kolibri. Auch der stichhaltigste Liebesbeweis ist also reversibel. Na Gott sei Dank.