Düsseldorf Rundgang durch das begehbare Herz
Das Riesenmodell stellt den anatomischen Aufbau des Organs dar.
Düsseldorf. Jessica und Katharina standen am Samstag auf dem Schadowplatz vor einer Reaktionswand. Mal blinkte ein rotes, mal ein blaues Licht auf. Es ging um Schnelligkeit, und Jessica gewann. Die Männer hingegen verkrümelten sich. „Der Spieltrieb ist bei den Herren vielleicht abhandengekommen“, sinnierte Danyal Ilbagi, der die Frauen beim Herz-Aktionstag als dynamischer einschätzte.
Derweil krochen nebenan Männer und Frauen, Alte und Junge, ja sogar Studentinnen und Zahnärztinnen durch ein mannshohes Herz, das die Herzstiftung aufgebaut hatte. Sie fanden die Kulisse toll. Muskeln, Sehnen und Klappen zum Anfassen. Das wuchtige Herzmodell enthielt alle Schikanen, zumindest in Kunststoff. Strom hatte es leider nicht, so dass niemand ein Herz pumpen hörte oder Blut fließen sah.
Oberarzt Dong-In Shin aus der Kardiologie des Universitätsklinikums erklärte den Neugierigen, was die Herzkammern und die Herzklappen sind. Vor allem die Segelklappe interessierte die Leute, weil ihre Sehnenfäden an Tentakel erinnert. Eine Frau hielt sich an einem Muskel fest und hörte fast erschrocken zu, was man ihr erklärte: „Wenn eine Sehne reißt, dann ist die Herzklappe undicht. Dann haben Sie eine Herzschwäche.“
Passanten, die auf der Schadowstraße einkauften, kamen eher zufällig zu den Info-Ständen des neu gegründeten Vereins „Ein Herz für Düsseldorf“. Eine ältere Dame schaute sich erstaunt ein rot umrandetes Ding an und ließ sich erklären, dies sei eine „verkalkte Aortenklappe“, die zum Tode führen könnte.
„Ach, guck mal, eine Kippscheibenprothese“, fachsimpelte eine Studentin, die mit ihrer Freundin auf Einkaufstour war. Dagegen gab Elisabeth Mettenmeyer unumwunden zu: „Für mich ist das alles Neuland. Ich will mich hier informieren. Es könnte ja etwas im Leben passieren. Dann sollte man nicht ganz ahnungslos sein.“
Die Ärzte auf dem Platz waren geduldig. Christian Blockhaus hörte sich jede Menge Krankengeschichten an. Freimütig nannten Passanten ihren Arzt, ihre Pillen und ihre Probleme. Bert Wallhöfer stand über den Dingen und lachte: „Ich habe eine künstliche Herzklappe. Meine schöne Brust hat nun leider eine lange Narbe und ist nicht mehr so vorbildlich.“
Gesundheitsdezernent Andreas Meyer-Falcke, selbst Humanmediziner, mischte sich unter die Zuhörer und schwärmte von der „Healthy City“, der gesunden Stadt nach den Maßstäben der Weltgesundheitsbehörde. Im nächsten Jahr will er ein Papier vom Stadtrat verabschieden lassen, das professioneller ist als die bisherigen Schlagworte von der gesunden Stadt. Es soll internationalen Maßstäben entsprechen.