Handel in Düsseldorf Schadowstraße bleibt ein Kundenmagnet

Düsseldorf · Deutschlands Einkaufsstraßen leiden unter der Corona-Lage, denn viele Kunden bleiben im Weihnachtsgeschäft weg. Ausgerechnet an Düsseldorfs lange gebeutelter Einkaufsmeile ist das anders. Woran die positive Entwicklung liegt.

Anders als auf vielen anderen Einkaufsmeilen war auf der Schadowstraße in diesem Jahr viel los – sogar mehr als in Zeiten vor der Pandemie.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Auf der Schadowstraße waren Mitte Dezember zeitweise fast doppelt so viele Kunden unterwegs wie noch zwei Jahre zuvor – also vor dem Beginn der Corona-Pandemie. Auf der zentralen Einkaufsmeile in der Stadtmitte wurden am Donnerstag, 16. Dezember, 5545 Passanten pro Stunde gezählt – am 12. Dezember 2019 waren es gerade einmal 3049. Beim Vergleich der 3. Adventssamstage wurde dieses Jahr (12 399 Passanten) fast exakt die Frequenz von 2019 (12 371) erreicht. Das geht aus einer Studie des Einzelhandelsspezialisten Comfort Immobilien hervor.

Damit zeigt sich in Düsseldorf eine komplett andere Entwicklung als auf anderen großen Einkaufsstraßen, die in diesem Jahr unter der Pandemie-Situation – etwa mit der 2G-Regel im Handel – zu leiden haben. Tatsächlich hat außer der Schadowstraße kein anderer der Top-Einkaufsstandorte in Deutschland gegenüber dem Wert des Normal-Jahres 2019 eine Steigerung zu verzeichnen – im Gegenteil.

Weniger Kunden auf
der Kölner Schildergasse

So hatte beispielsweise die Kölner Schildergasse vor zwei Jahren donnerstags noch 9505 Kunden pro Stunde gezählt, dagegen waren es dieses Jahr mit 6675 gut ein Drittel weniger. Auch der Samstagswert sank deutlich. Die Experten vom Comfort interpretieren die Düsseldorfer Entwicklung so, dass offenbar die Fertigstellung des Kö-Bogen II und die Erweiterung der Fußgängerzone positiv zu Buche schlagen – so deutlich, dass sie sogar den Negativtrend durch Corona mehr als ausgleichen. Denn während die Einkaufsstraße über viele Jahre unter den Bauarbeiten für Wehrhahnlinie und Kö-Bogen II zu leiden hatte, wurden in den vergangenen Monaten die Ergebnisse der jahrelangen Mühen stärker sichtbar.

„Da ist einmal die umfassende städtebauliche Entwicklung durch das Verschwinden der Straßenbahnen und des Tausendfüßlers“, sagt Comfort-Chefresearcher Olaf Petersen. „Dazu kommt als Anziehungspunkt das besondere Gebäude Kö-Bogen II, das auch den aktuellen Nachhaltigkeitstrend aufgreift, und die Tatsache, dass die Fußgängerzone ausgeweitet wurde.“ Hier ist Düsseldorf Vorreiter, auch andere Städte wie Köln debattieren gerade über die Erweiterung ihrer Fußgängerzonen. Das große Thema dabei ist die Aufenthaltsqualität. 

Petersen sieht zudem einen Effekt durch das erweiterte Handelsangebot, obwohl die Geschäfte im Kö-Bogen II zum größeren Teil keine Neuheiten für Düsseldorf bieten. Eingezogen sind mit H&M, Mango und Depot eine Reihe von Handelsketten, die auch vorher Filialen in Düsseldorf hatten. „Aber beispielsweise hat Mango in dem neuen Geschäft weltweit erstmals mit dem ganz neuen Laden-Design operiert“, so Petersen. Auch Görtz habe in seinen Store in dem Gebäude viel Mühe gesteckt.

Hinzu kommen einige für Düsseldorf neue Namen: Das Outlet TK Maxx ist im Kö-Bogen II erstmals in der Landeshauptstadt vertreten; die Nuts Factory zieht mit dem riesigen klickenden Mahlwerk im Schaufenster viele Blicke auf sich und der niederländische Online-Elektronikhändler Coolblue hat vor kurzem sogar seinen ersten Deutschland-Store an dieser Stelle eröffnet.

Und auch jenseits des Neubaus gibt es Entwicklungen: In den Schadow Arkaden etwa hat die Kosmetikkette Sephora im September ein aufwendig umgebautes Ladenlokal bezogen, dessen edle Fassade zur Schadowstraße das Düsseldorfer Architekturbüro RKW voll verglast und transparent gestaltet hat. Im zuletzt leeren Kaufhof am Wehrhahn hat Zweirad Stadler als Zwischennutzer einen 5000 Quadratmeter großen Laden eröffnet.

Experte Petersen weist außerdem darauf hin, dass auch in Düsseldorf die strikten Corona-Regeln mit 2G sicherlich einen bremsenden Effekt hatten. Das bedeutet: Wäre die Pandemie nicht da, hätte die Steigerung gegenüber 2019 noch einmal deutlicher ausfallen können, als sie ohnehin ausgefallen ist – trotz der Querelen wegen des Radwegs auf der Straße.