Freies Christliches Gymnasium in Düsseldorf Schüler pilgern auf dem Jakobsweg
Düsseldorf · Von Bilbao nach Santander pilgerte ein Projektkurs des Freien Christlichen Gymnasiums auf dem Camino del Norte. Der nördliche Teil des spanischen Jakobswegs wurde für alle zu einer besonderen Erfahrung.
Noch bevor sie die Wanderschuhe schnürten, formulierten die jungen Pilger zu Hause ihre Erwartungen: Durchhalten, Grenzen überwinden, Abschalten und gemeinsam mit der Gruppe Spaß haben. Nach den Herbstferien starteten die zehn Schülerinnen und Schüler der Q2 des Freien Christlichen Gymnasiums nach Spanien. Ihre Pilgertour bereiteten sie in einem Projektkurs der Schule viele Monate lang vor. Sie suchten die Streckenführung aus, planten das Gepäck und wollten Unterkünfte reservieren: „Das ging bei den Pilgerunterkünften nicht, denn da meldet man sich tatsächlich von Tag zu Tag“, beschreibt ein Schüler die Reiseplanung.
Für den „Camino del Norte“ entschied sich die Gruppe, da dieser Streckenabschnitt des Jakobsweges sich gut für Wanderanfänger eignet, vielfältige Landschaft und Kultur sowie günstige Unterkünfte bietet. „Außerdem konnten wir in den Wanderpausen im Meer schwimmen“, sagt Jule. „Ich dachte mir, ich bin schon mal gelaufen, aber so weit noch nie“, sagt Kilian. Insgesamt legten die Schüler auf ihrer Tour mehr als 115 Kilometer zurück. Begleitet wurden die jungen Pilger von den Lehrern Thorsten Zahn, Liv Marquaß und Andreas Lauer. Im Projektkurs „Pilgern“ vereinten sich die Fächer Religion, Sport, Spanisch und Geografie. Ein Schuljahr lang setzten sich die Schüler mit einer Thematik auseinander, die so nicht explizit im Lehrplan stand. Schulleiter Thorsten Zahn: „Die Idee zum Pilgern ist aus dieser Arbeit entstanden und eine Leistung des Kurses gewesen.“ Das Lehrer-Team agierte als Coach und begleitete die Jugendlichen in den ersten Planungen. „Wir waren Teil der Pilgertruppe und nicht die Leiter“, sagt der Schulleiter. „Wir haben mit Projektkursen schon zweimal Fahrradtouren an den Bodensee unternommen, jetzt wollten wir wandern“, sagt Lehrerin Liv Marquaß.
Für Schüler stand vor allem das Durchhalten auf dem Programm
Mit dem Flugzeug ging es nach Bilbao. Dann stand vor allem das Durchhalten auf dem Programm. Zwar hatte die Pilger-Gruppe auch schon in Düsseldorf eine gemeinsame große Probewanderung unternommen, doch nun ging es darum, fünf Tage am Stück unterwegs zu sein. Jeden Morgen klingelte um sieben Uhr der Wecker, um acht Uhr ging es los. Da die Gruppe bestimmte Herbergen erreichen wollte, wurden an den ersten beiden Tagen jeweils 30 Kilometer absolviert. „Das war physisch und psychisch sehr anstrengend”, erklärt Q2-Schüler Luc. „Alle waren froh, endlich angekommen zu sein.”
Wie unverzichtbar auf einer solchen Tour gutes Schuhwerk, ein nicht zu schwerer Rucksack, die Wasserflaschen und Blasenpflaster sind, stellte sich schnell heraus. Auch eine gute Infrastruktur am Wegesrand wussten die Pilger zu schätzen. Nicht alle konnten jeden Tag die volle Strecke laufen, denn es gab Blessuren an den Füßen und Muskelkater. Gut, dass sich auch mal die Möglichkeit bot, ein Stück der Strecke mit dem Bus zurückzulegen. Ein Teil der Gruppe entschloss sich, am zweiten Tag schon morgens um vier Uhr in den Sonnenaufgang zu pilgern und legte eine längere Strecke zurück.
Auch Spanisch-Kenntnisse waren von Vorteil: „Wenn man keinen Empfang hat im Dorf, dann hilft eigentlich nur noch die Landessprache“, stellt Lennart fest. Auf ihrer Tour fragten andere Pilger die Gruppe der Jugendlichen: „Warum macht ihr das mit der Schule?“ Ein Austausch, der vor allem auf der Strecke und in den Unterkünften stattfand. Unterwegs kamen die jungen Pilger in Kontakt mit Menschen aus verschiedenen Ländern. In den Schlafsälen der Pilgerunterkünfte wurden die Plätze zugeteilt, manchmal mussten sie dort auch eng zusammenrücken. „In einer Pilgerunterkunft haben wir auch viel über die Ursprünge des Pilgerns erfahren“, sagt Luise.
Für ihre Pilgerreise planten die Schülerinnen und Schüler insgesamt fünf Etappen, die sie am Meer entlang von Bilbao nach Santander führten. „Wir wollten alle erleben, was das Pilgern mit uns macht“, sagen die Jugendlichen nach ihrer Rückkehr. Das Wetter spielte mit, es herrschten angenehme Temperaturen zwischen 23 und 30 Grad. Den Herbst als Wanderzeit halten die jungen Pilger für ideal.
Am Ziel in Santander angekommen, waren die Schüler überwältigt. „Als unsere Lehrer sagten, ihr habt es jetzt geschafft, da haben wir uns gefreut und waren überwältigt, wie weit wir gelaufen sind“, sagt Luise. Luiz zieht ein persönliches Fazit: „Pilgern ist nicht anstrengend, es ist einfach nur schmerzhaft“, stellt er fest. „Mir hat die Ruhe gefallen, ich würde empfehlen, pilgern zu gehen“, sagt ein anderer Schüler. Nach dem Motto „Der Weg ist das Ziel” hatten sich alle auch auf eine Reise zu sich selbst gemacht, geleitet von der Muschel, dem Symbol des Jakobwegs und ausgestattet mit Pilgerausweisen. Darin sind nun alle Stempel der Pilgertour verewigt. Luc stellt rückblickend fest: „Das war eine super Erfahrung, die ich jedem definitiv nur empfehlen kann. Ich würde so eine Pilgertour sofort wieder machen.”