Düsseldorf Schule für Aufgeweckte: Manche starten mit „nullter Stunde“

Viele finden, die Schule beginnt zu früh. Dabei geht es in Düsseldorf mancherorts noch eher los — was nicht allen gefällt.

Düsseldorf: Schule für Aufgeweckte: Manche starten mit „nullter Stunde“
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Düsseldorf. Die Diskussion über einen späteren Schulanfang, sie kommt immer wieder auf, gerade erst angestoßen durch Familienministerin Manuela Schwesig. Was aber viele nicht wissen: In Düsseldorf gibt es mehrere Schulen, die eher in die entgegengesetzte Richtung unterwegs sind. Mit der so genannten nullten Stunden lassen sie die Schüler zum Teil schon um 7.30 oder gar 7.15 Uhr antreten.

Jürgen Grah ist Vorsitzender der Schulpflegschaft am St. Ursula-Gymnasium, sein Sohn war von der nullten Stunde ein Halbjahr lang betroffen: „Als Vater finde ich es Quatsch“, sagt Grah, das Gehirn sei um diese Zeit noch nicht voll aufnahmefähig. Eine große Gegenbewegung scheint es aber nicht zu geben „Eltern kommen damit nicht zu uns“, so Jürgen Grah.

Schulleiter Michael Baltes nennt die nullte Stunde „ein heißes Thema“, auch bei der aktuellen Lehrerkonferenz steht sie auf der Tagesordnung, einige Kollegen sind nicht begeistert von der Frühschicht.

Andererseits gibt es sie am Ursulinum seit vielen Jahren. Zur Begründung führt Baltes stundenplantechnische Gründe an. Fächer mit vier Wochenstunden wie Spanisch passten nicht in den gängen Drei-Stunden-Block. Und wenn am Ende die Wahl zwischen früher anfangen und länger bleiben bestünde, gebe es doch eher eine Tendenz zum früheren Ende des Schultags.

Von wissenschaftlicher Seite wird dieses Denken dagegen immer wieder kritisiert. Wiederholt haben Studien nahegelegt, dass das menschliche Gehirn zu sehr frühen Morgenstunden noch nicht zu Höchstleistungen imstande ist.

Jan Wegner (Name geändert) sieht das genauso. Er arbeitet in einem wissenschaftlichen Institut an der Heine-Uni und beschäftigt sich darüber mit dem Thema „Arbeitsbelastungsforschung“. Seine Erkenntnis: Der frühe Start gehe gegen die innere Uhr, und das auch noch verstärkt in der Pubertät: „Da steigt das Schlafbedürfnis wieder, außerdem verschiebt es sich nach hinten, abends beim Einschlafen und morgens beim Aufwachen.“

Wegner ist aber nicht nur beruflich mit dem Thema befasst, sondern auch privat. Als seine Tochter am ersten Schultag mit dem Stundenplan nach Hause kam, war die Stimmung mäßig: Gleich zweimal in der Woche beginnt der Tag mit der nullten Stunde. Ihr Vater ist überzeugt: „Der Schulerfolg leidet.“

Zentrale Auskunft über die Startzeit der Düsseldorfer Schulen gibt es nicht, da sie diese selbstständig festlegen können. Neben dem Ursulinum hat auch das Suitbertus-Gymnasium den Beginn um 7.15 Uhr im Stundenraster, allerdings nur mit einer Französisch-AG. An der Dieter-Forte-Gesamtschule wurde die nullte Stunde wieder abgeschafft, weder bei Kollegen noch bei Schülern galt sie als beliebt.

Das Görres-Gymnasium dagegen legt einige Oberstufen-Kurse auf 7.30 Uhr, aktuell etwa eine Sportstunde. Auch ein Sozialwissenschaftskurs im Abiturjahrgang beginnt so früh. Konrektorin Antonietta Zeoli weiß von zwei Schülern aus dem Kurs, die nach den Ferien ins Sekretariat kamen und sich beschwerten.

Auch am Luisen-Gymnasium wird schon ab 7.30 Uhr unterrichtet, in der Mittel- und der Oberstufe. Schulleiter Wolfgang Mesenholl sieht keine Alternative: „Andernfalls müssten wir die Wahlmöglichkeiten einschränken, etwa bei der Kombination von Leistungskursen. Oder noch mehr Unterricht in den Nachmittag legen.“

Verantwortlich für das aktuelle Stundenraster ist laut Mesenholl die Schulleitung. Er kündigt allerdings an, dass das Thema in der Schulkonferenz behandelt wird.