Schulessen in der Diskussion
Martha aus England erregte mit ihren Fotos von schlechtem Schulessen Aufsehen. Auch in Düsseldorf gibt es oft Kritik an der Qualität.
Düsseldorf. Der 12-jährige Jan sitzt in der Mensa des Annette-Gymnasiums und lässt sich Chili con Carne mit Reis schmecken: „Sehr lecker“, findet er, aber sein Gesamturteil über die Mensaverpflegung ist weniger euphorisch. Er vermisst die Abwechslung, die Portionen seien oft zu klein.
Fotos hat Jan vom Essen bisher noch nicht gemacht. Anders als die neunjährige Martha aus England. Wie die WZ berichtete, wurde die Schülerin berühmt, als sie Fotos ihrer — teilweise unappetitlichen — Mahlzeiten ins Internet stellte. Viele berichteten dort von ihren schlechten Erfahrungen in Mensen und Kantinen. Ein Vorbild für Düsseldorf?
Annette-Schulleiterin Brigitte Vinke hat an ihrer Schule keine Nachahmer beobachtet und wäre darüber auch nicht amüsiert. Es sei nicht erlaubt, Bilder aus der Schule einfach zu veröffentlichen. Sie hält die Qualität des Essens zudem für gut. „Wir sind immer im Gespräch mit dem Anbieter, seit diesem Schuljahr gibt es jeden Tag zusätzlich Salat und Obst.“
Gleichwohl sorgt das Thema Essen bei vielen Familien für Unzufriedenheit. Das zeigt auch eine Umfrage des Stadtelternrates bei Grundschuleltern. Dessen Vorsitzende Svenja Kruse hat aber das Gefühl, dass die Eltern bei Schulen und Stadt mit ihrer Kritik nicht ernst genommen werden. „Deshalb finde ich das Internet einen guten Weg, Druck zu erzeugen.“
Dass Öffentlichkeit hilfreich sein kann, zeigt auch das Beispiel der Grundschule Lennéstraße. Eltern von dort wandten sich an die WZ, unter anderem weil sie sich Sorgen wegen der vielen Zusatzstoffe im Essen machten. Die Stadt reagierte, Jugendamtsleiter Johannes Horn kam zum Gespräch mit Eltern, ein Qualitätszirkel wurde eingesetzt.
Manche Eltern dagegen scheuen eher Öffentlichkeit und wollen lieber nicht schlecht über die Schule ihrer Kinder sprechen. Petra Schütz (Name geändert) sagt nur anonym, dass ihre Tochter häufig hungrig nach Hause komme. Zwar habe die Grundschule den Anbieter schon im Schuljahr gewechselt, eine wesentliche Verbesserung habe das aber nicht gebracht. „Es ist auch schwer vorstellbar, wie jemand für unter drei Euro ein vernünftiges Essen kochen soll.“
Zweifellos gewinnt das Thema an Bedeutung, der Trend zur Ganztagsschule führt dazu, dass immer mehr Kinder mittags in den Schulen essen (siehe Infokasten). Am Annette-Gymnasium essen täglich rund 300 Kinder.
Fünftklässlerin Eva ist eine von ihnen, sie hat Bilder von Marthas Essen in einer Zeitschrift gesehen: „Das Essen war megaschlecht“, so ihr Urteil. Zu solchem Protest sieht die Elfjährige keinen Anlass. „Es schmeckt mir meistens ganz gut“, sagt sie und leckt genüsslich an ihrem Nachtisch-Eis.