Düsseldorf. Dreimal in der Woche Schule bis kurz nach halb drei, dann die Hausaufgaben erledigen und abends noch Vokabeln lernen oder Mathe pauken. So stressig hat sich die zehnjährige Hannah ihr erstes Jahr im Gymnasium nicht vorgestellt. Mit ihren Freundinnen kann sie sich nur noch am Wochenende treffen, und das auch nur, wenn am Montag nicht noch ein Test oder eine Klassenarbeit ansteht. Hannah ist Gymnasiastin mit Fernziel Turbo-Abi.
Hannah ist aber auch eine Kandidatin für die Schulpsychologische Beratung. 1930 Schüler, die Statistik nennt sie Fälle, und ihre Eltern haben das Angebot im vorigen Jahr in Anspruch genommen. Das sind zwar etwas weniger als noch 2008 (2090), aber die Arbeit der 20 Mitarbeiter der Beratungsstelle hat sich verändert. Fragen zur Schultauglichkeit oder zum Übergang von der vierten in die fünfte Klasse haben abgenommen, dafür geht es jetzt immer häufiger um Überforderung im Schulalltag. So steht es im Geschäftsbericht für 2008 der schulpsychologischen Beratungsstelle.
Eltern, die mit ihren Kindern zu einer individuellen Beratung kommen, machen mit 70,3 Prozent immer noch den größten Anteil aus, an zweiter Stelle liegt die Präventionsarbeit (27,3 Prozent). Tendenz steigend, im Vergleich zum Vorjahr um 35 Prozent. Dritte Säule der schulpsychologischen Beratung ist die Krisenintervention, mit 2,4 Prozent aber die kleinste. Eingegriffen wird etwa bei Mobbing, Gewaltandrohungen gegen die Schule oder bei psychischen Krisen. Geholfen wurde aber auch nach den beiden schweren Straßenbahnunfällen mit Schülern - Notfallseelsorger kümmerten sich noch am Unfallort um Opfer und Zeugen. So etwa im Oktober, als in Rath der 14-jährige Youssef von einer Straßenbahn angefahren wurde und starb.
Für Hannah geht es eher darum, "Schulstress" abzubauen. Gemeinsam mit Lehrern haben ihre Eltern beschlossen, sie für eine Beratung anzumelden - mehr als die Hälfte der Neukunden kommen auf Anregung der Schule, ein Drittel auf Eigeninitiative. Gemeinsam mit den Beratern soll Hannah jetzt Wege finden, wieder Spaß an der Schule zu haben.
Düsseldorf steht im Jahr 50 der Beratung verhältnismäßig gut da. Ein Psychologe kümmert sich im Schnitt um zwölf Schulen, 4835 Schüler und 252 Lehrer - im bundesvergleich gilt Düsseldorf mit 17,5 Planstellen somit als eine der best versorgten Städte. Das Jubiläum der Beratungsstelle wird am 30.Oktober mit einem Festakt gefeiert.