Sechs neue Seen in „Düsseldorf-Nord“

In der ersten Folge unserer neuen Architektur-Kolumne erklärt Daniel Fuhrhop, was ein Wohnquartiers-Projekt an den Wedauer Seen in Duisburg mit Düsseldorf zu tun hat: ironisch, kontrovers, provokant.

Foto: Fuhrhop

Wenn am 24. Mai im Baugebiet 6-Seen in Wedau der erste Spaten in die Erde sticht, stehen dort die falschen Personen: Duisburger Lokalpolitiker. Denn wer wird in die Neubauten am See ziehen? Natürlich Düsseldorfer! Eine gute Gelegenheit, den Duisburger Süden endlich in das umzubenennen, was er faktisch bereits ist: Düsseldorf-Nord.

Zwar ist es nicht unmöglich, dass dort auch jemand aus Duisburg ein Haus kauft, dazu kommen vielleicht Käufer aus Essen, und manche Lokalpolitiker träumen sogar von Holländern, die in Duisburgs Süden ziehen. Aber dieses Beispiel zeigt, warum Wedau tatsächlich zu Düsseldorf gehört, denn wo würden zugezogene Belgier, Niederländer und Luxemburger einkaufen? Auf der Kö, wo sonst?

Die Duisburger Planer und Politiker bemühen sich, mithilfe eines teuren Wohngebietes am Wasser Besserverdienende anzulocken. Man könnte also den Standpunkt vertreten, sie hätten sich einen noblen Stadtteil verdient. Andererseits: Ohne das nahe gelegene Düsseldorf gäbe es wohl kaum das Bauprojekt 6-Seen.

Anlässlich dieser Neubauten Wedau nach Düsseldorf-Nord einzugemeinden, bestätigt nur eine ohnehin gewachsene Verbindung. Seit Jahren wagen sich immer mehr Düsseldorfer in den Norden und werten damit Duisburgs Süden auf. Einen Trost haben wir für die Duisburger: Wir werden Düsseldorf noch weiter nach Norden ausweiten. Nicht nur Wedau, auch Huckingen und Rahm gehören eigentlich schon jetzt zu uns.

Später werden wir die Stadtgrenze weiter nach Norden verschieben, bis zum Noch-Duisburger Hauptbahnhof wird alles in Düsseldorf-Nord umbenannt. Auf dem Bahnhofsgelände entsteht Le Quartier Nord, und warum sollten wir dort stoppen? Die ehemals Duisburger Innenstadt hat passenderweise schon eine Kö. Dahinter verwandelt sich der Innenhafen in den Mediahafen-Nord und begeistert die Immobilienbranche, die schon lange nach mehr Möglichkeiten sucht, in Düsseldorf zu investieren.

Eines Tages schließlich werden wir die Stadtgrenze noch weiter nach Norden verschieben, und das Undenkbare geschieht: Marxloh gehört dann zu Düsseldorf. Allein dank dieses Namenswechsels werden die Immobilienpreise steigen, Sanierung wird sich wieder lohnen, Menschen ziehen dorthin und die über zehntausend leeren Duisburger Wohnungen werden mit denjenigen gefüllt, die sich derzeit im südlichen Düsseldorf quetschen.

Dann werden die Duisburger dankbar sein, ihren unbeliebten Namen gegen einen allseits hochgeschätzten zu tauschen. Fangen wir also an: in Wedau.