Hubertuskapelle: Ein barocker Gruß nach Duisburg

Die Stadt investierte 400 000 Euro in die Kapelle an der Grenze zur Nachbarstadt. Die WZ hat das frisch sanierte Gotteshaus besucht.

Foto: Judith Michaelis

Im Norden Düsseldorfs liegt historischer Boden, nicht nur in der Kaiserswerther Kaiserpfalz, sondern auch in Wittlaer. Dort gehört der Rittersitz Groß Winkelhausen zu den bedeutenden Wasserburgen im Altsiedlungsbereich der unteren Anger und steht unter Schutz. Heute ist die Grabenanlage zwar verlandet, aber die Bodenschichten dokumentieren noch immer die Lebensweise und die Ernährungsgewohnheiten ihrer Bewohner. Ein lebendiges, für jedermann sichtbares Kulturdenkmal ist die barocke Hubertuskapelle aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Sie wurde soeben für 400 000 Euro von der Stadt saniert, denn 1981 überreichte Hermann Graf von Hatzfeld-Dönhoff das kostenaufwendige Geschenk. Die WZ stattete ihr einen Besuch ab, denn sie wollte wissen, was eine Stadt mit einer Kapelle macht.

Mit uns kam Siegfried Hoymann, einstiger Bezirksbürgermeister und Mitglied diverser Fördervereine wie in dem der Hubertuskapelle. Zweiter Begleiter war Bruno Bauer, Historiker aus dem Düsseldorfer Norden und Herausgeber des Heimat-Jahrbuchs Wittlaer seit 39 Jahren. „Ich bin Insider, da kommt man immer wieder auf neue Sachen. Und daraus wird ein neues Jahrbuch“, sagt Bauer.

Er ist das lebende Geschichtsbuch des Kirchleins. Wie aus dem Effeff weiß er von einem Vorgängerbau zu berichten, spricht über die erste Erwähnung 1436 und über die alte Glocke von 1560, die damals in der alten wie heute im barocken Bau bimmelt. Man muss nur an einer Strippe ziehen, die im Innern hängt.

Die Menschen lieben die Kapelle. Sie war jahrhundertelang eine Station bei der Fronleichnamsprozession, bis der gestrenge Kölner Erzbischof 1831 dem geselligen Treiben einen Riegel vorschob. Er bemerkte nämlich, wie die Andacht nachließ und stattdessen viele Buden zum Essen und Trinken aufgestellt waren. Sie liegt auf dem platten Land, gehörte bis 1974 zu Wittlaer und ist seit der Eingemeindung Angermunder Gebiet. Ein paar Meter Luftlinie liegt die Autobahnauffahrt nach Duisburg. Aus diesem Grund soll die Fassade eines Tages angestrahlt werden. Gleichsam als Gruß und Aufforderung an die Autofahrer, das Kleinod doch einmal zu besuchen.

Bei unserer Visite kam zufällig Ursula Sonnen auf einem Island-Pferd angeritten. Die Familie Sonnen war einst Pächterin von Gut Winkelhausen. Sie hat das Areal gekauft, als die Autobahn geplant wurde. Im Volksmund heißt daher das einstige Rittergut Gut Sonnenhof. Die Gegend ist ein Reiterparadies, mit Trainingsmöglichkeiten für die Tiere. Die Kapelle liegt gleichsam vor ihrer Haustür. Und sie hat im Torhaus dasselbe Allianzwappen zur Eheschließung wie die Kapelle. Eheleute waren der jülich-bergische Kanzler am Düsseldorfer Hof, Johann Heinrich von Winkelhausen, und seine Maria Agnes Waldbott von Bassenheim. Sie heirateten 1634.

Ihr Geschlecht starb im 18. Jahrhundert aus. Die Kapelle ging mitsamt dem Gut an Alfred, den ersten Fürsten von Hatzfeld-Wildenburg. Als auch dessen männliche Linie 1941 mit Paul Hermann Hatzfeld ausstarb, adoptierte seine Schwester ihren Neffen Hermann Graf von Dönhoff. Seitdem nennt sich das Geschlecht Hatzfeld-Dönhoff. Tante Marion Gräfin Dönhoff, die berühmte Journalistin, starb 2002.

Die Menschen lieben die Kapelle, obwohl sie ein Fass ohne Boden in Bezug auf Reparaturen ist. Gleich nach der Schenkung von 1981 gründeten Anlieger einen Förderkreis. Vorsitzender wurde Hermann Eich, damals Chefredakteur der Düsseldorfer Nachrichten und zugleich Vorsitzender des Heimat- und Kulturkreises. 165 000 DM kostete die Sanierung, wobei viele Handwerker ehrenamtlich tätig waren. Für die aktuelle, aufwendige Sanierung ist der jetzige Förderverein die treibende Kraft.

Die Kapelle in städtischem Besitz hat eine Nutzungsordnung. In ihr lassen sich Hochzeiten und Taufen feiern und kleine Konzerte ausrichten. Dabei wird genau geklärt, in welchem Umfang anschließend für Sauberkeit zu sorgen ist. Bei katholischen Festivitäten ist die Pfarreien-Gemeinschaft Angerland/Kaiserswerth unter Pfarrer Oliver Dregger zuständig. Bei evangelischen Ereignissen händigt der Förderverein den Schlüssel aus. Demnächst gibt es eine Internetseite mit den Telefonnummern.

Die Kapelle ist außen und innen weiß gestrichen. Bei der Fassade kann man nur hoffen, dass es so bleibt, denn schon jetzt ziehen die ersten Dreckspuren vom Boden in den Sockel.

Das Mobiliar stammt aus der aufgelösten Kapelle des Vinzenz-Krankenhauses. Die Bänke wirken wie geschaffen für den kleinen Andachtsraum. Inzwischen trudeln auch die ersten sakralen Gegenstände ein, etwa eine fein gefasste Holzschnitzerei mit einem Schweißtuch und zwei Engeln über dem Türeingang in einer Nische, das Geschenk eines Sammlers historischer Gegenstände. Der Altar ist mit Kunstblumen bestückt. Hier hoffen die Vereinsmitglieder noch auf weitere Spenden aus der Nachbarschaft.