Düsseldorf Selbstprüfung bei der Polizei als Anregungen für die Sinne
Beim Selbstprüfungsparcours konnten die älteren Frauen herausfinden, wie es um ihre Reaktionsfähigkeit bestimmt ist.
Düsseldorf. Eigentlich ist die Aufgabe recht simpel. Polizeihauptkommissar Joachim Tabath hält das Lineal am oberen Ende fest und wenn er es loslässt, dann soll Gertrud Neugebauer so schnell wie möglich zugreifen. 23 Zentimeter flutscht das Lineal durch, ehe die 86-jährige Dame zupacken kann. „Das ist in Ordnung, aber mit ein bisschen Übung schaffen wir auch 15 Zentimeter“, lobt Tabath. Dieser Test soll die Reaktionsfähigkeit untersuchen. „Braucht man an der Ampel, geh ich noch los oder bleibe ich stehen. Oder wenn Radfahrer kommen, wie schnell kann ich ausweichen?“
Älteren Menschen fällt es oft schwer, sich im Straßenverkehr zurecht zu finden. „Oder sie trauen sich manchmal zu viel zu“, sagt Tabath. Beim Interaktions- und elbstprüfungs-Parcours im Zentrum plus Flingern hatten die Damen des Netzwerkstreffens die Gelegenheit, sich einmal selbst zu überprüfen.
Gertrud Neugebauer hatte vor vielen Jahren bereits einen solchen Test absolviert. „Dabei habe ich festgestellt, dass ich auf einem Ohr sehr schlecht höre, seitdem trage ich ein Hörgerät.“
Margarete Lewandowski kann nur noch sehr schlecht sehen. „An Ampeln ist das ein Problem, vor allem an großen Kreuzungen. Und ich wünschte mir, die Anzeigen der Straßenbahnlinien wären etwas größer.“ Aber laufen kann die 91-Jährige noch sehr gut wie sie betont. Für Tabath ist es wichtig, Reaktionen zu bekommen. „Was können die Älteren und was nicht?“
Als nächstes sollen 30 Zahlen von 1 bis 30, die in fünf Reihen mit jeweils sechs verschiedenen Zahlen angebracht sind, miteinander verbunden werden. Niemand der Damen soll länger als 60 Sekunden brauchen. „Wer länger braucht, der sollte eine Probefahrt mit einem Fahrlehrer unternehmen, der ihre Reaktionszeit beurteilen kann“, sagt Tabath.
Einen Stern nachzeichnen sollte eigentlich kein Problem sein. Zum Problem wird es aber, wenn man beim Zeichnen nur in einen Spiegel schaut. Es geht um die Wahrnehmung der gewohnten Umgebung. „Das ist eigentlich ein Demenz-Test. Damit möchte ich erreichen, dass man sich einmal in andere Menschen reinversetzt und Verständnis wecken. Denn manchmal machen Demenzkranke etwas ganz anderes, als sie eigentlich wollen. Und leider fahren einige von ihnen auch noch Auto“, erklärt der Polizist.
Dieser Test fällt allen schwer. „Meine Hand wollte einfach nicht dahin, wo ich sie hin haben wollte“, meint Dorothea Jacobi (82), die mit Eifer bei der Sache ist. Um im Straßenverkehr klar zu kommen, übt sie jeden Tag. Morgens und abends höre ich Musik und mache Gymnastik dazu. Dann bin ich zwar etwas aus der Puste, aber das hält fit.“
Einen anderen Weg hat hat Gertrud Neugebauer (86) gefunden. „Ich bin mit dem Rollator unterwegs und da bleibt man manchmal an Bürgersteigkanten hängen, deshalb plane ich meine Wege ganz genau und gehe nur dort, wo Absenkungen sind.“