Siedlung Reitzenstein: Zwei Poller wirken wie ein Wunder

Der Ärger der Anlieger in der Siedlung Reitzenstein hat sich nun beruhigt.

Foto: Grafik: klxm.de

Düsseldorf. Die Gartenstadt Reitzenstein entwickelt sich zu einer lebens- und liebenswerten Siedlung mit 3000 Neubürgern. Seit der Eröffnung des Rewe-Supermarkts ist auch die Versorgung mit Lebensmitteln geregelt. Wäre nicht der Ärger mit drei Pollern. Es geht um die Verkehrsführung und um Schleichwege, um eine Neupflasterung und eine Abriegelung. Die Poller scheiden die Anlieger in zwei Parteien. Die einen fühlen sich überrumpelt, die anderen freuen sich über die gewonnene Ruhe. Die WZ sah sich vor Ort um und bringt eine Analyse.

Foto: Judith Michaelis

Das Verkehrskonzept in der Reitzenstein-Siedlung wird bestimmt von der Heinrichstraße und der Lenaustraße, die ins Gebiet führen. Die Trassen im Innern sind relativ schmal, geht es doch darum, keinen Durchgangsverkehr zuzulassen. Die Bewohner der Ludwig-Beck-Straße sahen es als große Errungenschaft an, als zwei Wochen lang die Einmündung ihrer Straße in die Straße Zur Alten Kaserne abgepollert wurde. Die Bewohner der kleinen Wohnstraßen Zur Weide und Am Nussbaum fanden das neue Konzept rundum schlecht, zumal in die Wohnstraße Zur Weide mehr Verkehr denn je gelangte. Der Schleichweg war in den Morgenstunden verheerend.

Im sonst so friedliebenden Rather Rathaus flogen plötzlich die Fetzen. Eigentlich hatten die Politiker interfraktionell beschlossen, die Verwaltung solle prüfen. Nun aber sah die FDP ihre Chance gekommen und polterte los, man könne nicht 3000 Bewohner nur noch über die Lenaustraße an den übrigen Verkehr anschließen. Die SPD wehrte sich gegen die „populistischen Spielchen“. Die Verwaltung erklärte prompt, man werde den Verkehr zählen und ein Gutachten durchführen. Die Situation ist jedoch ziemlich kompliziert. Denn es gibt Wohnstraßen, Wohnwege und normale Straßen. Es gibt Tempo-Beschränkungen und generell die Tendenz, den Durchgangsverkehr herauszunehmen.

Der Krach im Bezirksrathaus war so groß, dass Bezirksverwaltungsstellenleiter Ralf Hagelüken das Rechtsamt einschaltete, um eine umständliche Antwort zu erhalten. Die zur Verkehrsberuhigung vorgesehenen Poller seien „nur als Hinweis im B—Plan“ enthalten. Es handele sich also „nicht um förmliche Festsetzungen“. Sie würden lediglich zur Vermeidung von Schleichverkehr dienen. Sofern dieses Ziel durch andere Maßnahmen erreicht werden kann, seien Poller nicht zwingend.

Der Krach im Bezirksparlament führte zu einem sinnvollen Kompromiss: Der mittlere der drei Poller wurde versuchsweise herausgenommen. Vor Ort hakte die WZ nach und stieß auf glückliche Gesichter. Ein Ehepaar von der Ludwig-Beck-Straße meinte, es sei gut, zwei Poller stehenzulassen. Das hindere die Autofahrer an einem allzu schnellen Tempo. Denn niemand wolle Schrammen am Auto haben.

Ein Skater freute sich über die neu gewonnene Sicherheit, denn kein Autofahrer flitze mehr mit Tempo 50 durch einen Engpass mit zwei seitlichen Pollern.

Lob gab es aus den kleinen Seitenstraßen. „Die Horror-Situation, dass wir durch drei Poller vom Rest der Welt abgeschnitten waren, ist endlich vorbei“, stöhnte ein Autofahrer und fuhr winkend weiter. Autofahrerin Elke Henkel ließ sich sogar am Lenkrad fotografieren: „Der Kompromiss mit zwei statt drei Pollern ist super. Alles andere ist unrealistisch“, sagte sie.

Am 20. September will die Verwaltung ihre Ergebnisse zur Verkehrszählung und zu einem neuen Gutachten im Rather Rathaus vorstellen.