Vereine in der Landeshauptstadt So inklusiv ist Düsseldorfs Sportangebot

Düsseldorf · Aus Sicht des Stadtsportbundes ist das Interesse an Angeboten für Menschen mit und ohne Behinderung zuletzt kontinuierlich gestiegen. Dadurch ergeben sich auch Herausforderungen. Ein Vorzeigeprojekt ist das „Unified Team“.

Frank Heemsoth (l.) trainiert die „Unified“-Basketball-Mannschaft. Unterstützt wird das Projekt auch von Stefan Hübner von Special Olympics NRW

Foto: Döring, Olaf (od)

Immer mehr Düsseldorfer Sportvereine nehmen das Thema Inklusion in den Blick – so beschreibt es zumindest der Stadtsportbund. Das Interesse an Angeboten für Menschen mit und ohne geistige Behinderung sei in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen, teilte ein Sprecher auf Nachfrage mit. So habe es mehr Anfragen interessierter Sportler gegeben, aber auch von Vereinen, die sich engagieren wollen. Die Zahl der Mitglieder in der Sparte „Special Olympics“ des Stadtsportbundes sei seit deren Gründung im Jahr 2021 von 113 auf 128 gestiegen. Damit sei Düsseldorf führend im Landessportbund Nordrhein-Westfalen, was die Zahl der organisierten Vereinsmitglieder im inklusiven Sport angehe, so der Sprecher.

Für emotionale Momente hatten erst im Juni dieses Jahres die Special Olympics World Games in Berlin gesorgt. Die Wettbewerbe, bei denen Menschen mit geistiger Behinderung unter anderem im Geräteturnen, Radsport, Tischtennis, Schwimmen und Reiten antraten, machten das Thema Inklusion im Sport sichtbarer. Das hat auch Stefan Hübner aus Düsseldorf beobachtet. Der 40-Jährige ist Landeskoordinator Basketball bei Special Olympics NRW. Die Organisation arbeitet mit Institutionen zusammen, die in der Förderung und Betreuung von Menschen mit geistiger Behinderung engagiert sind, und dient als Schnittstelle sowie Kompetenzzentrum zwischen diesen und dem organisierten Sport. „Dass die World Games für eine Woche im Blick der Öffentlichkeit waren, hat geholfen, um Leute vertrauter mit dem Thema zu machen“, sagt Hübner. Er hat die Entwicklung des inklusiven Basketball-Sportangebots auch in Düsseldorf im Blick. Ein Vorzeigeprojekt ist derzeit das „Unified Team“. Das Projekt ist eine Kooperation des DJK Tusa Düsseldorf mit den Capitol Bascats und den Special Olympics NRW. Kinder und Erwachsene mit und ohne geistige Beeinträchtigung trainieren gemeinsam immer freitags in der Ljubav-Basketball-Arena an der Mindener Straße. Zu einer Auftaktveranstaltung im März seien rund 100 Interessierte gekommen, sagt Frank Heemsoth. Der stellvertretende Vorsitzende bei DJK Tusa gehört mit Daniela Brendel zum Trainerteam der inklusiven Mannschaft. „Bei uns geht es um guten Basketball, alle sind gleich und es gibt keine Sonderbehandlungen“, beschreibt Heemsoth. Die Sportler mit geistiger Beeinträchtigung profitieren aus seiner Sicht auch davon, „nicht mit Samthandschuhen angefasst“ zu werden. „Sie sind stolz, das Trikot zu tragen – so wie alle anderen aus dem Team auch“, sagt Heemsoth. Es komme ihm oft so vor, als ob Menschen mit Behinderung wie in einer Parallelgesellschaft lebten. „So langsam wächst da was zusammen und der Sport ist eine eher kleinere Hürde, bei dem Barrieren leichter abgebaut werden können“, sagt der 48-Jährige. Zwar sei das Interesse an dem „Unified Team“ insgesamt groß, zuletzt habe er aber im Juni beim Sportinformationstag „Kids in Action“ auch anderes erlebt. „Dort haben sich nur sehr wenige Leute für unser inklusives Team interessiert“, sagt Heemsoth. Dennoch überlege DJK Tusa derzeit, in der Fußball-Abteilung ein ähnliches Angebot umzusetzen.

Das Basketball-Team sei ein Beispiel für eine positive Entwicklung in Düsseldorf, heißt es vom Stadtsportbund. Seit vier Jahren gibt es dort mit Janis Wöstmann einen Ansprechpartner für Vereine mit inklusiven Angeboten und für Sportler mit geistiger oder körperlicher Behinderung. Nach den Beratungsgesprächen würden die Sportler zumeist Anschluss in den Regelangeboten der Vereine finden, so der Stadtsportbund. Ein Ziel sei, eben vermehrt inklusive und nicht vorrangig exklusive Angebote zu unterstützen.

Wie der Stadtsportbund beschreibt, gibt es aber auch neue Herausforderungen in der inklusiven Sportlandschaft. Diese seien in der Regel mit einem höheren organisatorischen und personellen Mehraufwand verbunden. Ausgeglichen werde das aktuell unter anderem über engagierte Angehörige, beschreibt Wöstmann. In seinen Beratungen informiert er Vereine beispielsweise über Förderprogramme.

Spätestens im September wird das Thema „Inklusion und Sport“ – wenn auch nicht im direkten Zusammenhang mit den Düsseldorfer Sportvereinen – wieder für Aufmerksamkeit sorgen: Dann finden die Invictus Games für kriegsversehrte Soldaten in der Landeshauptstadt statt.