So japanisch ist Düsseldorf
In der Stadt leben 5000 Japaner. Einige sind gut integriert, andere bleiben unter sich. 2011 ist bundesweit Japan-Jahr.
Düsseldorf. Man kennt die Superlative: Düsseldorf, Stadt mit der größten japanischen Gemeinde in Europa, nun auch noch Japanjahr und wie jedes Jahr der Japantag, der Zehntausende an den Rhein lockt. Aber wie sieht es eigentlich an den 364 übrigen Tagen des Jahres aus: Wie leben Japaner und Düsseldorfer zusammen?
Weit verbreitet ist die Annahme, die rund 5000 Japaner blieben überwiegend unter sich. Das sieht Rolf Tups anders. Er ist Bezirksvorsteher im Linksrheinischen, wo viele Japaner wohnen, und hat selber einige in der Nachbarschaft. Mit einer Familie plaudert er öfters: „Sie sprechen ein wenig Deutsch, aber wir sind jetzt auf Englisch gewechselt.“ Tups berichtet von Japanern in Schützenvereinen und ihren Kindern, die Karneval lieben.
Auch Pia Meid, Geschäftsführerin der Deutsch-Japanischen Gesellschaft, sieht kulturübergreifende Kontakte — vor allem über Sport und Musik. Es gibt einen japanischen Fortuna-Fanclub, manche gehen zur Robert-Schumann-Hochschule.
Allerdings bleiben Japaner auch oft unter sich. So besuchen viele japanische Kinder hauptsächlich die Japanische Schule in Düsseldorf, es gibt jedoch auch eine Kooperation mit dem Comenius-Gymnasium. Von den vier japanischen Kitas nimmt die am Eko-Haus auch deutsche Kinder auf. „Wir vermitteln buddhistische und westliche Traditionen“, sagt Leiterin Bianca Rucker.
Also, gut integriert oder doch Parallelgesellschaft? Beides. Meid beobachtet insgesamt zwei große Gruppen: „Wer lange hier ist, ist meist gut integriert.“ Zuletzt kämen aber immer öfter junge Mitarbeiter in die Firmen, die Englisch sprechen und nach drei Jahren wieder weg seien. Die interessierten sich dann weniger für Deutschland.
Die Erfahrung hat auch Keiko Hashimoto gemacht. Sie arbeitet im Japan-Show an der Immermannstraße und lebt seit drei Jahren in Düsseldorf. „Japaner müssen sich gar nicht integrieren. Die Stadt bietet vom Supermarkt über Karaoke-Bars bis hin zu Restaurants zahlreiche japanische Angebote. Es ist leicht, unter sich zu bleiben.“
Rund um die Immermannstraße hat sich ein kleines japanisches Viertel entwickelt. Schon vor 23 Jahren, als Young-Taik Park nach Deutschland kam, war das so. Er eröffnete den Supermarkt „Shochiku“ an der Immermannstraße 15. Heute gehören auch viele Deutsche zu seinen Stammkunden. Für sie hat der Inhaber extra eine Sushi-Ecke eingerichtet. Deutsch sprechen, kann er allerdings nicht.
Dass die kleinen Reisröllchen ein Verkaufsschlager sind, ahnte Akio Ando schon 1984. Da eröffnete er sein erstes Geschäft in Oberkassel. Mittlerweile führt er mit seinem Sohn Takamasa Ando die Maruyasu-Kette mit sieben Filialen in Düsseldorf. „Am Anfang wurde oft nach Besteck gefragt, jetzt essen fast alle mit Stäbchen“, sagt Takamasa Ando. Die Deutschen haben sich angepasst.
Auch im Hotel Nikko mussten sich die Mitarbeiter auf japanische Gäste einstellen. „In Japan ist das Dienstleistungsniveau höher. Ein ,Nein’ gibt es nicht“, sagt Direktor Bertold Reul. Generell gäbe es viele Unterschiede, die die Integration erschweren würden. Letztlich bleibt jedem die Entscheidung selbst überlassen: anpassen oder unter sich bleiben.