Erziehermangel Erziehermangel: Die Stadt startet eine Kampagne
Düsseldorf · Über die sozialen Netzwerke sollen Fachkräfte aus ganz Deutschland erreicht werden.
Winterzeit ist Erkältungszeit. Besonders deutlich zu spüren bekommen das Eltern, deren Kinder zurzeit städtische Kitas besuchen. Es herrscht Personalnotstand. Eltern werden gebeten, ihre Kinder möglichst zu Hause zu betreuen, weil die ohnehin auf Kante genähte Personalplanung mit der Krankheitswelle zusammenbricht. 43 Erzieher und zwölf Kinderpfleger fehlen aktuell in den 101 städtischen Kitas. „Wir bekommen zwar immer noch Bewerbungen, wir merken aber, dass die Quantität deutlich zurückgeht. Und am Ende auch das Bewerberfeld ein anderes wird“, sagt Stadtdirektor Burkhard Hintzsche.
2018 kamen auf 100 freie Stellen etwa 450 Bewerber, 2019 waren es nur noch 228. „Wir können nicht länger warten, wir müssen jetzt aktiv werden“, sagt Jugendamtsleiter Johannes Horn. Mit dem Ausbau der Kitaplätze werden Mitte 2020 bis Mitte 2021 rund 120 weitere Erzieher und Kinderpfleger in städtischen Kitas gebraucht.
Um dieses Ziel zu erreichen, startet die Stadt jetzt eine sogenannte Recruiting-Kampagne. Die stellvertretende Jugendamtsleiterin Dagmar Niederlein erläutert: „Es geht darum, mehr Menschen für den Erzieherberuf zu begeistern. Daher stellen wir in unserer Kampagne die Vorteile des Berufs heraus und möchten mit Vorurteilen aufräumen.“
Dabei verfolgt die Stadt eine Strategie, die über die übliche Dauerausschreibung auf der städtischen Homepage und die Inserate in Jobbörsen hinausgeht. Neben Infoscreens im Stadtgebiet, will sie rund eine Million Menschen aus ganz Deutschland über sogenannte Impulse in sozialen Netzwerken erreichen. Dabei werden die User mit Informationen über den Erzieherberuf und den Arbeitgeber Düsseldorf versorgt, aber auch mit kurzen Filmen und Motiven konfrontiert, die mit gängigen Vorurteilen aufräumen sollen. Etwa mit dem Vorurteil, dass Erzieher nur Windeln wechseln und trösten. „Es geht um frühkindliche Bildung“, betont Dagmar Niederlein.
User, die sich mit dem über Instagram und Facebook gesandten Impulsen beschäftigen, werden mit weiteren Informationen versorgt. Ziel ist es, die potenziellen Bewerber auf die Homepage der Stadt zu leiten. Dort werden Ihnen nicht nur weitere Informationen zu Einstiegsmöglichkeiten, Zugangsvoraussetzungen, Verdienstmöglichkeiten oder Quereinstieg geboten, sie können sich auch direkt online bewerben.
Wichtig bei der Gewinnung der Zielgruppe ist dem Jugendamt aber, dass keine ausgebildeten oder berufserfahrenen Erzieher anderer Träger innerhalb Düsseldorfs abgeworben werden. Bei der deutschlandweiten Suche klammert das Jugendamt Düsseldorf aus diesem Grund aus. Anders bei fertigen Studenten, Ausbildungsinteressierten und Quereinsteigern. „Gerade bei Quereinsteigern setzten wir auf Männer. Ein großer Teil unserer männlicher Erzieher ist erst im Zweitberuf Erzieher geworden“, sagt Niederlein. „Wir müssen aufklären, dass der Erzieherberuf für Männer und Frauen gleichermaßen interessant ist. Wir würden gerne mehr männliche Erzieher gewinnen.“ Aktuell sind 71 von insgesamt 1243 Fachkräften in städtischen Kitas männlich. Um Menschen außerhalb Düsseldorfs anzuwerben und in der Stadt zu halten, stellt die Stadt, wie auch andere Träger in Düsseldorf, bezahlbare Wohnungen zur Verfügung. Weiter lockt die Stadt mit unbefristeten Arbeitsverträgen.
Für Stadtdirektor Burkhardt Hintzsche ist das Ziel klar: „Wir möchten auf jeden Fall vermeiden, dass neue Einrichtungen fertiggestellt werden, diese aber nicht den Betrieb aufnehmen können, weil das benötigte Fachpersonal fehlt.“