Sportmeile Flingern in der Krise

Das Aus des SC Flingern ist nur der aktuellste Fall. Mehrere Vereine auf der Sportmeile haben ebenfalls Probleme.

Düsseldorf. Es waren traurige Szenen, die sich in den vergangenen Tagen auf der Sportanlage des SC Flingern abspielten. Das begann mit dem letzten Training der Jugendteams. Als die Trainer die Einheit beendeten, brachen bei manchen Kindern alle Dämme. Bitterlich weinend verließen sie den Platz, wohlwissend, dass sie nie wieder als Spieler des SC Flingern einen Fußballplatz betreten werden.

Einige Tage später, auf der letzten Mitgliederversammlung, berichtete der Vorsitzende Stephan Bürger über das Insolvenzverfahren. „Danach herrschte Totenstille. Es waren viele alte Haudegen da. Keiner hat auch nur ein Wort gesagt, minutenlang“, sagt Bürger, der selbst „einen dicken Kloß im Hals“ hatte.

Monatelang hatte der Vorstand um den Erhalt des Vereins gekämpft. Nun steht fest: Der SC Flingern, 2003 aus der Fusion der Traditionsvereinen TuS Rheinfranken und Alemannia 08 hervorgegangen, ist Geschichte. „Der ganze Verein wird abgewickelt“, sagt Bürger.

Rund 250 000 Euro Schulden haben die Flingeraner angehäuft, was vor allem an der Renovierung des Vereinsheims liegt. Weil allein der Neubau statt der ursprünglich kalkulierten 600 000 mehr als 900 000 Euro kostete, konnte der Verein nicht mal den Altbau komplett sanieren. In der Folge halbierte sich die Mitgliederzahl. „Viele Eltern wollten ihre Kinder nicht mehr in die alten Duschen schicken“, erklärt Bürger. Trotzdem hatte der Vorsitzende die Hoffnung, dass es irgendwie weitergeht — vergebens. Vergangene Woche meldete der Verein seine Teams vom Spielbetrieb ab.

Der Niedergang des SC 08, der vor drei Jahren noch allein 18 Jugendmannschaften hatte, ist der vorläufige Höhepunkt der Probleme an der Sportmeile Flinger Broich. Bis auf die Fortuna, deren Geschäftsstelle allerdings ebenfalls in die Jahre gekommen ist und dringend renoviert werden müsste, haben alle Vereine ihre Schwierigkeiten.

Das beginnt mit dem Boxring Flingern. Der hat nicht nur mit seiner maroden Halle zu kämpfen, weil es immer Gerüchte gibt, die benachbarte Awista würde gern ihr Areal vergrößern, haben die Boxer Angst, bald ebenfalls vor dem Aus zu stehen.

Existenzängste sind auch den Freien Schwimmer bekannt. Mehrmals stand der Abriss des in die Jahre gekommenen Allwetterbades im Raum, zwischendurch musste es gar gesperrt werden. Die Pläne für den großen Umbau zum Leistungszentrum sind längst in den Schubladen der Stadtverwaltung verschwunden. Gebaut wird dieses nun am Rheinbad in Stockum.

Zwar wurde das Allwetterbad mittlerweile notdurftig saniert, ein langfristiges Konzept gibt es dennoch nicht. Obwohl es ein wichtiger Bestandteil der Sportmeile ist, wie Martina Steiner, Vorsitzende der Freien Schwimmer, betont: „Gerade für Familien ist die Meile ideal: Der eine geht schwimmen, der andere spielt Tennis oder Fußball“, sagt Steiner, die das Ende der fußballspielenden Nachbarn traurig macht: „Wir hatten ein gutes Verhältnis.“ Zwischenzeitlich habe es Überlegungen gegeben, in Sachen Gymnastik zu kooperieren oder die Tennisplätze der Freien Schwimmer auf die Anlage des SC 08 zu verlegen.

Aktuell sind diese beim Eisenbahner Sportverein Blau-Weiss zu Hause. Und, natürlich, hat auch der Probleme. „Unser Fußballplatz muss dringend gemacht werden“, sagt Klaus Wiese, jahrelang zweiter Vorsitzender. Weil die Fußballer aber nur einen kleinen Teil innerhalb des Vereins ausmachen und keine Jugendabteilung haben, werden sie wohl weiter auf der maroden Anlage kicken.

Eine schnelle Lösung für all die verschiedenen Probleme am Flinger Broich hat auch der Stadtsportverband nicht. „Wir brauchen keine Lösung für jeden einzelnen Verein, sondern ein Gesamtkonzept für die Sportmeile“, sagt Geschäftsführer Ulrich Wolter. Bei den kommenden Haushaltsberatungen des Verbands werde das Thema beraten. Dann soll ein Treffen aller Akteure geplant werden: Sportler, Stadtplaner, Wohnungsbau- sowie Verkehrsexperten. Klingt vernünftig, nur für den SC Flingern kommt das zu spät.