SSV-Test: So viel gibt es für 50 Euro

Einzelhandel: Der Sommerschlussverkauf startete gestern mit Herbstwetter und heißen Rabatten. Probeweise ging die WZ auf Schnäppchenjagd.

Düsseldorf. Straßenbahn-Türen auf. Schleusen auch. Pünktlich zum Sommerschlussverkauf hat auch das Wetter offenbar beschlossen, die warme Jahreszeit - oder was noch von ihr zu spüren war - zu beenden. Die ersten SSV-Einkäufer 2007 stehen im Regen. Im strömenden. Da ist Ladentür-Hopping angesagt - von einem Eingang fix in den nächsten. Und das lohnt sich richtig: Während die Schnäppchenjagd sonst vor allem zur Ramsch-Klauberei geriet, wird in diesem Jahr regelrecht zur Großwildjagd geblasen. Flinger Straße, erster trockener Eingang, Carsch-Haus. Eine Mandarina Duck-Tasche für einst 125 Euro ist jetzt zum dritten Mal reduziert auf 49 Euro, ein orangefarbener Punkt verspricht nochmals 20 Prozent Rabatt an der Kasse. Mega-Schnäppchen - aber bei einem Gesamtbudget von 50 Euro nicht geeignet. Also raus, zwanzig Meter Regen, Modeladen "Tally Weijl" und eine angesäuerte Verkäuferin: "Anderswo liegen sie jetzt mit ihrem Eis im Pool. Und wir frieren uns hier den Hintern ab." Dafür gibt es bei uns jetzt Sommer-Shirts für den Preis einer Eiswaffel - drei Euro kostet das erbeutete Teil. Mit einem sarkastischen "Viel Spaß noch bei dem schönen Wetter" packt die Verkäuferin es ein. Satte Rabatte locken auch im Schuhgeschäft Tango (Schuhe für ursprünglich 64,95 jetzt für 29 Euro) und bei Promod (Rock für 34,95 jetzt 14,90 Euro). "Last Days" nennt Promod den SSV jetzt - und Endzeit verkündet nach wie vor das Wetter vor dem Schaufenster. Ein echtes Sonnenbad für die shoppende Seele ist da "Cosmopolitan". Das Bekleidungsgeschäft schließt Ende September. Auf alle SSV-reduzierte Ware kommen nochmal 40 Prozent Nachlass. Eine kurze Hose, ein Kleid und ein Hemd für zusammen 16,15 Euro - das wirft allmählich die Frage auf, ob überhaupt 50 Euro an einem Tag loszuwerden sind. Immerhin Zeit lässt sich so herumbringen, inzwischen haben Stimmung und Himmel aufgeklart. Das ist die Gelegenheit, es trocken bis zur Schadowstraße zu schaffen. Traditionell hoch sind die Erwartungen an Rabattschlachten bei H & M. Aber in den Schadow-Arkaden bleibt es bei einem - zugegebenermaßen wahnsinnig günstigen - Viskoseschal für zwei Euro. Ansonsten plagen Dejà-vu-Erlebnisse die Einkäuferin: Hing das eine oder andere Teil nicht schon letzten Sommer im Schlussverkauf hier? Sie muss außerdem lernen, dass ein unschuldig wirkender Leinenrock es mitunter schafft, ihr einen Schwangerschaftsbauch zu zaubern. Da kann auch das hübsch flatternde 70-Prozent-Rabatt-Schild nichts mehr drehen. Mehr Jagdglück winkt bei der Schwesterfiliale am Jan-Wellem-Platz: Ein Rock und ein Hemd für zusammen 12,32 Euro - das dürften kaum mehr als Materialkosten sein. Genau wie bei den Sandaletten von Deichmann wenige Meter weiter: 9,95 Euro das Paar, zum halben Preis. Beim zweiten oder dritten Paar ginge es sogar noch weiter runter. Aber so ist Kleingeld übrig für Flipflops bei Monsoon gegenüber der Schadow-Arkaden. Falls der Sommer 2007 nochmal Luft holt - oder der Sommer 2008 auf Dezember 2007 vorgezogen wird. Oder so.

Drei Shirts, ein Rock, ein Kleid, eine Hose, Flipflops, ein Paar Sandaletten und ein Schal für genau 47,17 Euro. Alles nett und ausnahmsweise zwischen den Größen 34 und 46 erhältlich. Bei dieser Ausbeute kann sich der Homo Schnäppiens zufrieden in seine Höhle zurückziehen. Und warten. Auf den Urlaub.