Düsseldorf Stadtführung: Ein neuer Blick auf verschwundene Orte

Bloggerin Alexandra Wehrmann führte durch verschwundene Orte der Düsseldorfer Stadtkultur. Eine Hommage an alte Zeiten.

Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Ein Schnellrestaurant, Bahngleise, eine Unterführung und brach liegende Gelände. Das klingt eigentlich nicht nach besonders interessanten Orten, um sie in einer Stadtführung durch Düsseldorf zu zeigen. Die 45-jährige Bloggerin und Journalistin Alexandra Wehrmann macht das trotzdem — denn all diese Orte waren einst wichtige Hotspots der Düsseldorfer Stadtkultur.

In ihrer gestrigen Stadtführung unter dem Titel „Wie Sie sehen, sehen Sie nichts“ stellte sie Orte vor, die eine Geschichte in Düsseldorf haben, die man ihnen heute nicht mehr ansieht. Begleitet wird sie dabei von ihrem Kollegen Michael Wenzel, der einiges über die Hintergründe erzählt. Außerdem hat sie für jeden Ort einen „Paten“ gefunden, den eine persönliche Geschichte mit dem Ort verbindet.

Auch einige der 30 Teilnehmer erinnern sich an die alten Orte und erzählen ihre Geschichten. Die Führung beginnt vor dem Schnellrestaurant Burger King in der Altstadt, in dem sich früher die legendäre Mata-Hari-Passage befand. Und wo prompt einer der Teilnehmer etwas zu erzählen hatte. Der 49-jährige Norbert Schulz arbeitete in einem Friseurgeschäft in der Passage: „Damals war der Arbeitsplatz, als ob man zu einer Party gegangen wäre. Manchmal wollte man gar nicht nach Hause.“ Die Passage gehörte Heinz Cremer, der mit seinen Hausgeparden und seinen Lederklamotten eine schillernde Figur in Düsseldorf war. Bekannt ist die Passage außerdem für das Szenecafé „Café Bistro“ und den Plattenladen „Sounds good“, wo sich die Mitglieder der Band Kraftwerk häufig haben blicken lassen. Als die Leute über all die Geschäfte in der Passage reden, bemerkt man eine gewisse Wehmütigkeit darüber, dass so viele Läden an Franchise-Unternehmen verkauft werden mussten.

Auch sehr unscheinbare Orte können für manche nostalgische Gefühle auslösen. Als die Führung an einer leeren Stelle an einem Bahngleis in der Nähe des Hauptbahnhofs anhält, zückt Wehrmann ein Bild von einem Fast-Food-Büdchen namens „Imbiss-Grill“.

Ebenso wie der Name wirkt auch der Laden eigentlich austauschbar. Es war eben eine von vielen Currywurst-Buden. Für den Sozialwissenschaftler und Ortspaten Volker Neupert war dieser Laden trotzdem etwas ganz Besonderes: „Mir ist der Imbiss auf dem Weg zur Uni aufgefallen, weil er ,Hela-Gewürz-Ketchup’ hatte. Als ich dann mal reingegangen bin, habe ich gemerkt: der hat alles. Guten Ketchup, gute Pommes und ein streitendes Ehepaar hinter dem Tresen.“

Es war bereits der dritte Stadtrundgang, den Wehrmann in diesem Stil veranstaltet hat, wobei die ersten beiden sich noch auf Oberbilk beschränkt haben. Viele der Teilnehmer von am Sonntag waren auch schon bei den vorherigen Führungen dabei. Zum Beispiel Sandra Köhler: „Ich hab zufällig im Internet etwas vom letzten Rundgang mitbekommen. Ich fand interessant, was alles so vor der eigenen Haustür passierte.“ Alexandra Wehrmann: „Es ist allerdings noch nicht geplant, solche Führungen regelmäßig stattfinden zu lassen.“ Für die Bloggerin sind die Führungen ein reines Hobbyprojekt, das sie allerdings mit viel Aufwand betreibt.