Stoffeln: Grabräuber gefasst
Wieder ist auf einem Friedhof Grabschmuck gestohlen worden. Am Dienstagmorgen jedoch schlug die Polizei zu.
Düsseldorf. „Manche Menschen haben einfach gar keinen Anstand mehr“, entrüstet sich ein Friedhofsbesucher, als er vom nächtlichen Raub auf dem Stoffeler Friedhof erfährt. Genau eine Woche vor Allerheiligen, dem Tag, an dem viele Menschen die Gräber ihrer verstorbenen Angehörigen besuchen und ihrer gedenken wollen, sind in Oberbilk schon wieder Diebe am Werk gewesen. Friedhofsleiterin Karin Schultz empfindet den jetzigen Zeitpunkt als besonders schlimm. „Das zeigt, dass die Täter offenbar keine Tabus mehr kennen.“
Für die Angehörigen ist die Erfahrung eines Diebstahls extrem, denn für viele ist die Pflege des Grabes das Letzte, was sie für ihre toten Verwandten und Freunde tun können. „Besonders schwer wiegt die Tatsache, dass die Opfer meist ältere Menschen sind, die so etwas gar nicht mehr nachvollziehen können und völlig geschockt sind“, sagt Schultz. Dazu kommt noch, dass die gestohlenen Gegenstände auch nicht gerade günstig sind.
Die Täter gingen am Dienstag gezielt vor, vermutet die Friedhofsleiterin. „Lampen wurden stehen gelassen. Die Plünderer hatten es offenbar auf Blumenschalen und Vasen auf den Familiengräbern abgesehen.“
Wenigstens gab es dieses Mal eine Erfolgsmeldung im Kampf gegen die Metalldiebe zu vermelden. Sie wurden von einer Zivilstreife am Dienstag am frühen Morgen gegen drei Uhr auf frischer Tat ertappt. Den Polizisten war ein in einer dunklen Ecke abgestelltes Auto mit ausländischem Kennzeichnen aufgefallen. Nach einigen Minuten kamen drei Männer vom Friedhofsgelände und trugen mehrere größere Gegenstände direkt zum verdächtigen Fahrzeug. Als die Fahnder zuschlugen, flüchtete das Trio. Nur zwei der drei Täter konnten auf dem Bittweg festgenommen werden. Über 60 zerstörte Messing- und Bronzeteile wurden sichergestellt.
„Früher wurden Grablampen und Vasen noch einfach auf das Grab gestellt,“ sagt ein Friedhofsgärtner. Inzwischen will man den Tätern den Diebstahl der Metallgegenstände auf den Gräbern aber nicht mehr so einfach machen. Die meist bronzenen Gegenstände sind inzwischen mit Schrauben und Dübeln auf Steinplatten befestigt, die mit einem Sockel aus Zement in das Grab eingelassen wurden. Doch auch davor schrecken die Täter nicht mehr zurück. Dienstagnacht schlugen die Männer die Vasen einfach von den Steinplatten ab.
„Man kann sich fast nicht mehr wehren gegen den Diebstahl. Wir machen einen Aushang, um Friedhofsbesucher und Gärtner zu warnen. Außerdem bitten wir um Hinweise“, so Karin Schultz, „mehr können wir aber auch nicht tun.“
Zwar fährt das Ordnungsamt auf dem Stoffeler Friedhof manchmal Streife, aber auf einem Areal von 42 Hektar mit 30 000 Gräbern sind Täter nur schwer zu fassen.
„Wenigstens liegt hier keine Verletzung der Totenruhe vor,“ erklärt Schultz die Rechtslage. Denn auch Verehrer des Satanskults, die Kerzen entwenden und kleine Feiern an Gräbern abhalten, hat die Friedhofsleiterin vor einigen Jahren schon einmal angetroffen. „Diese sind in letzter Zeit nicht mehr gekommen.“ Wenigstens eine gute Nachricht für die Angehörigen.