Lange Schlangen an Taxiständen in Düsseldorf Kitas zu, ÖPNV lahmgelegt: So hart hat der Streik Düsseldorf getroffen
Update | Düsseldorf · Viele Bahnen und Busse standen still, Kitas waren geschlossen. In Kaiserswerth wurden Abi-Vorklausuren um eine Stunde verschoben.
(Red) U-Bahnen, Straßenbahnen und die meisten Busse der Rheinbahn standen am Dienstag still. Die Gewerkschaft Verdi hatte zu einem Warnstreik im öffentlichen Dienst aufgerufen, der das gesamte Verkehrsnetz betraf. Auch mehr als 450 Mitarbeiter der Stadtverwaltung hatten sich bis zum Nachmittag daran beteiligt. Deshalb blieben mehrere Kitas und Bürgerbüros geschlossen. Der Verdi-Aufruf hatte außerdem Auswirkungen auf die Abi-Vorklausuren.
245 der Streikenden waren Mitarbeiter aus Kitas und Einrichtungen für Jugendliche, wie die Stadt mitteilte. Aus diesem Grund mussten 18 Kitas im Stadtgebiet ganz geschlossen bleiben, weitere 32 Kitas waren nur eingeschränkt im Dienst. Weil sich auch Mitarbeiter der Bürgerbüros an dem Streik beteiligten, mussten die Standorte in Gerresheim, Eller und Kaiserswerth geschlossen werden. Am Nachmittag wurde zudem der Betrieb im Sportpark Niederheid eingestellt. Sperrmüll blieb am Dienstag am Straßenrand liegen. Die Awista kündigte an, an den Folgetagen „nachzufahren“.
An den S-Bahn-Haltestellen war am Dienstag deutlich mehr los
Im Nahverkehr setzten die Düsseldorfer gezwungenermaßen auf Alternativen. So war an den Haltestellen der S-Bahnen deutlich mehr los als sonst – etwa am Bilker S-Bahnhof: Dort standen am Morgen viele Fahrgäste, die sonst Straßenbahn oder Bus genommen hätten und nun etwa auf die S8 in die Stadtmitte angewiesen waren. „Das ist immerhin schon mal ein Stück“, sagte eine Frau. „Wie es vom Hauptbahnhof aus weitergeht, muss ich sehen. Wahrscheinlich zu Fuß.“
Mit Buslinien versuchte die Rheinbahn, einen sehr eingeschränkten Notbetrieb aufrechtzuerhalten. Rund 50 Busse waren im Einsatz, so ein Sprecher. Unterwegs war etwa die Linie 730 nach Urdenbach und Stockum. Auf den Straßen sei es aktuell extrem voll, so Mitfahrende bei einem Halt in Reisholz. Für den Bus gelte das bisher nicht. Auf den Straßen war vormittags augenscheinlich sogar weniger los als sonst, erklärte dagegen die Polizei. Auf einigen Strecken habe sich die Einfahrt in die Stadt zwar gestaut, es blieb aber der Eindruck, dass viele Berufspendler erst gar nicht das Homeoffice verlassen hatten. Umgesattelt hatten viele Düsseldorfer aufs Rad oder nutzten E-Scooter.
Eine lange Schlange bildete sich am Taxistand am Hauptbahnhof, was wohl auch an den vielen Gästen lag, die wegen der Messe Euroshop in der Stadt sind. Taxiunternehmer Erol Norman (Taxi Ruf) hatte auf seinem morgendlichen Weg zur Zentrale erstmals seit Jahren wieder Menschen an den Taxiständen warten sehen. Rund 200 Autos seien von Taxi Ruf auf der Straße gewesen, jeder Fahrer mache pro Schicht an solchen Tagen etwa zwischen drei und fünf Fahrten mehr.
Fahrpersonal hat ein Lachen
im Gesicht, wenn es gefragt ist
„Wir machen dann nicht nur etwa 30 bis 40 Prozent mehr Umsatz, auch das Fahrpersonal ist anders drauf und hat ein Lachen im Gesicht, wenn es gefragt ist.“ Auf den heutigen Mittwoch sei man vorbereitet. Während die Rheinbahn weiter von Streiks betroffen sein wird, sind für die Verwaltung nach Angaben der Stadt keine weiteren Aktionen angekündigt. Auch am Freitag soll die Rheinbahn bestreikt werden, teilte Verdi am Abend mit.
Bestreikt wurde auch die LVR-Klinik. Nach Angaben eines Kliniksprechers fiel Personal vor allem in der Pflege und in Infrastrukturbereichen (Fahrdienst, Lieferservice, Wäsche, Küche) aus, „die Ausfälle konnten aber kompensiert werden“. Nicht ausschließen wollte er aber vereinzelte Therapieausfälle. Zudem habe es mittags nur ein eingeschränktes Menüangebot gegeben. Von einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt für einen Streik sprach Christoph Deußen, Leiter des Theodor-Fliedner-Gymnasiums. Zurzeit finden die Abitur-Vorklausuren statt. Die Prüfungen wurden von 8 auf 9 Uhr verschoben, damit die Schüler mehr Zeit für den Schulweg hatten: „Dadurch hat alles reibungslos funktioniert. Viele sind mit dem Fahrrad gekommen und Eltern haben Fahrgemeinschaften gebildet. Nur eine Abiturientin, die weiter anreisen musste, hat es nicht geschafft und muss nun nachschreiben.“ Am Friedrich-Rückert-Gymnasium gab es keine Auswirkungen auf die Prüfungen. Die nächsten Klausuren finden am Montag statt.