Aus den Stadtteilen Am Wallgraben: Situation eskaliert
Gerresheim · Die Randale nehme wieder zu, klagen Anwohner. Jetzt wird über einen privaten Sicherheitsdienst nachgedacht.
Am Wallgraben eskaliert die Situation zusehends. Seit mehreren Jahren schon beklagen die Anwohner, dass rund um die Haltestelle Gerresheim-Rathaus nach Einbruch der Dunkelheit immer wieder Jugendliche in größeren Gruppen randalieren, in die Tiefgarageneinfahrt urinieren, Wände beschmieren und teilweise auch Passanten anpöbeln würden. Im Frühjahr vergangenen Jahres konnten die Betroffenen ihr Anliegen im Beschwerdeausschuss der Stadt vorbringen, danach sei es kurz besser geworden, doch kaum wären die Temperaturen gestiegen, seien auch die Unruhestifter zurückgekehrt.
Seitdem habe sich nichts gebessert, sagen die Anwohner, die lieber anonym bleiben wollen, da sie Anfeindungen fürchten. Es kommt sogar immer öfter vor, „dass Gruppen Jugendlicher bereits nachmittags über mehrere Stunden die Rathaus-Haltestelle mit lauter Musik zur Diskothek umwandeln“, so ein Anwohner. Er spreche für seine Nachbarn, wenn er den Einsatz eines privaten Sicherheitsdienstes fordert, „zunächst an Wochenenden von 23 bis 2 Uhr in der Früh“. Das werde möglicherweise unumgänglich sein, „weil die Polizei und das Ordnungsamt, die übrigens einen hervorragenden Job machen, an diesen Tagen aufgrund immenser Herausforderungen in der Altstadt, stark überlastet sind“. Die Polizei betont, dass sie nur bei konkreten Meldungen auch wirklich aktiv werden könne, ansonsten habe man die Lage am Wallgraben durchaus im Blick und die Streifen seien auch nicht reduziert worden.
Der Schriftwechsel, insbesondere mit Bezirksbürgermeisterin Maria Icking, laufe ins Leere, kritisieren die beiden Beschwerdeführer: „Allmählich entsteht bei uns das Gefühl gegen Wände zu reden, wir nicht hinreichend gehört und verstanden werden, zumindest nicht mit der ganzen Komplexität. Von Fürsorgeaktionen seitens der Bezirksvertretung ist wirksam kaum etwas wahrzunehmen. Das schmerzt und frustriert uns.“ Inzwischen habe es vereinzelt schon Wohnungsaufgaben gegeben.
Einsatz eines Sicherheitsdienstes wäre eine adäquate Maßnahme
Maria Icking weist die Vorwürfe zurück. Noch im Januar habe es am Wallgraben einen Ortstermin mit Polizei, Ordnungsamt, Politik und Bezirksverwaltung gegeben, bei dem der Einsatz eines privaten Sicherheitsdienstes freitags und am Wochenende durchaus als adäquate Maßnahme angesehen worden sei. „Die Initiative dazu kann aber nicht von uns, der Politik, ausgehen, da müssten Eigentümer und Immobilienverwalter tätig werden“. Das Beispiel Kaiserswerth habe gezeigt, dass so etwas funktionieren kann, da habe sich die Bezirksvertretung an den Kosten beteiligt. Auch sie wisse von Anwohnern, die sich nachts nicht mehr auf die Straße trauen würden, „das ist natürlich kein Zustand“.
Die Wogedo als Eigentümer des betreffenden Objekts am Wallgraben sowie Boss-Bau, Immobilienverwalter des Blocks auf der anderen Seite der Gleise, halten sich noch bedeckt. Boss-Bau habe zumindest schon mal zugesagt, die Beleuchtung vor Ort verbessern zu wollen, so Icking. Von der Wogedo hieß es im Vorjahr, der Einsatz eines Wachdienstes sei schwierig, da man als Genossenschaft dem Gleichheitsgrundsatz verpflichtet sei. Heißt: Wenn die Wogedo in Maßnahmen investiere, müsste sie das andernorts womöglich genauso machen, um andere Mieter, die von ähnlichen Problemen betroffen sind, nicht zu benachteiligen.