Streit um Delfinarien: Tierschützer gegen Zoodirektoren

„Flipper“ soll leben. Darüber sind alle einig. Aber leisten Delfinarien einen Beitrag dazu oder sind sie Tierquälerei? Darüber streiten Tierschützer, Wissenschaftler und Zoodirektoren unversöhnlich.

Tierschützer betrachten Delfinarien als Tierquälerei.

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Düsseldorf (dpa) - Tierschützer und die Landtagsfraktion der Piraten haben die Landesregierung aufgefordert, die Delfinhaltung in nordrhein-westfälischen Zoos zu verbieten. In einer Expertenanhörung im Naturschutzausschuss des Düsseldorfer Landtags widersprachen am Montag allerdings mehrere Wissenschaftler der Behauptung, dass Delfinarien Tierquälerei seien.

Es gebe keinerlei wissenschaftliche Grundlagen für die Behauptung, dass Tiere dort litten oder sich unnatürlich verhielten, sagte der Meeresbiologe Prof. Vincent Janik von der britischen Universität St. Andrews. Der deutsche Wissenschaftler leitet ein Arbeitsteam der weltgrößten Meeressäugerforschungsstelle Sea Mammal Research Unit.

In Deutschland gibt es nur noch zwei Delfinarien in Duisburg und in Nürnberg. Hier seien die Mindestanforderungen für die Haltung mehr als erfüllt, sagte Janik. Tierschützer bezeichneten die Haltung hingegen als nicht artgerecht. „Hochintelligente Tiere werden in enge karge Betonbecken gesperrt“, kritisierte die Meeresbiologin Tanja Breuning von der Tierschutzorganisation PETA. Sie unterstützte die Forderung der Piraten, möglichst viele dafür geeignete Delfine in geschützte Meeresbuchten zu überführen.

Für die älteren Tiere wäre das ein Todesurteil, hielt der Duisburger Zoodirektor Achim Winkler dagegen. Sie könnten sich dort gegenüber Artgenossen und Feinden nicht behaupten und nicht genügend Nahrung finden.

In Duisburg gibt es neun Delfine, in Nürnberg acht. In dem süddeutschen Delfinarium lebe mit dem 55-jährigen Moby der älteste bekannte Große Tümmler überhaupt, unterstrich der Präsident des Verbands Deutscher Zoodirektoren, Theo Pagel.

Auch in Duisburg leben noch zwei ehemals wild gefangene über 30 Jahre alte Delfine. Die anderen Tümmler sind Nachzuchten. Heutzutage liege die Lebenserwartung der Tiere in Delfinarien deutlich höher als im Meer, wo die Tiere im Durchschnitt nicht einmal 20 Jahre alt würden, betonte Zoodirektor Winkler.

Tierschützer warfen den Zoos vor, Zuchtbücher sowie Angaben über Medikamentengaben und Todesfälle unter Verschluss zu halten. Nach Berechnungen der gemeinnützigen Wal- und Delfinschutzforums starben in Duisburg seit Einrichtung des Delfinariums 1965 mindestens 60 Meeressäuger.

Winkler machte keine Angaben zur Todesrate im Duisburger Delfinarium. „Wir haben eine super homogene Sozialgruppe“, sagte er. „Unsere Delfine sind seit Jahren absolut gesund.“ Seit 2008 seien lediglich zweimal Psychopharmaka auf tierärztliche Anweisung verabreicht worden. Das Landesamt für Naturschutz habe dem Delfinarium schriftlich bestätigt, dass es keine Hinweise auf tierschutzrechtlich oder fachlich bedenkliche Arzneimittelanwendungen gebe. Eine Million Besucher nutzten jedes Jahr die Möglichkeit, Delfine in Duisburg zu bewundern.

Auch Janik bestätigte in seiner Stellungnahme: „Aus meiner Erfahrung mit den Zoos und Tieren in Duisburg und Nürnberg sehe ich keinerlei Anlass zur Beunruhigung.“ Nicht alle Delfine benötigten Riesenareale zum Schwimmen und Tauchen. Tatsächlich nutzten Große Tümmler auch in Meeresbuchten oft keine größeren Freiräume und Wassertiefen. Die Delfinarien seien groß genug, um die üblichen Strecken zurückzulegen und die Tiere könnten sich durch die Beckenaufteilung auch mal von der Gruppe absetzen.

Delfinarien dienten auch dem Artenschutz, schafften Bewusstsein für diese Problematik und erzeugten Nähe zu den Tieren, unterstrichen mehrere Zoologen. Neben Delfinarien habe es nur einen weiteren Faktor gegeben, der das geschafft habe, stellte Pagel fest: „Die TV-Serie Flipper.“