Studenten: Kampf gegen Gebühren hat Erfolg
Heine-Uni hofft auf Ausgleichzahlung, Lehrer befürchtet Chaos bei Abi-Wahl.
Düsseldorf. Wie genau die neuerlichen Schulreformen durch die rot-grüne Minderheitsregierung aussehen werden, steht noch nicht fest. Ebensowenig, wie lange sich die Regierung hält. Einige wesentliche Absichten von SPD und Grünen indes sind klar:
Bei den Grundschulen soll die Aufhebung der Schulbezirksgrenzen rückgängig gemacht werden. Beim Abitur sollen die Kommunen entscheiden, ob und an welchem Gymnasium sie die Turbo-Variante erhalten wollen und wo es eine Rückkehr zu den neun Jahren geben soll.
In Düsseldorf stößt beides bereits auf Kritik. Schuldezernent Burkhard Hintzsche (SPD) kritisiert, dass die Wahlfreiheit der Eltern von Grundschülern wieder eingeschränkt werden soll: "Das ergibt wenig Sinn. Denn es gibt im Kita-Bereich und bei den weiterführenden Schulen die Wahlfreiheit. Wenn man sie nur im Grundschulbereich einschränkt, trennt man befreundete Kinder", sagt Hintzsche.
In der Wahlmöglichkeit beim Abitur nach acht oder neun Jahren sieht FDP-Fraktionschef Manfred Neuenhaus "eine große Umstellung, die für Verunsicherung sorgen wird. Zwei parallele Formen sind problematisch. Erschwert wird auch ein Wechsel zum Beispiel beim Umzug in eine Stadt, in der es nur eine Form gibt", sagt Neuenhaus.
"Um Gottes willen", entfährt es Bernd Verfürth, Leiter des Montessori-Gymnasiums, als er auf eine mögliche neue Abi-Regelung angesprochen wird. "Wir müssten ja diejenigen, die mit G9 begonnen haben, bis zum Abschluss führen und parallel das ,kurze’ Abi wieder einführen. Das wird chaotisch."
Eine Chance für die Hauptschüler könnte indes die Einheitsschule sein, welche die Minderheitsregierung sukzessive einführen will. Das kann sich jedenfalls Klaus-Peter Vogel, Leiter der Hauptschule Bernburger Straße, vorstellen. "Aber wir müssten dann auch die Zahl der Abschlüsse reduzieren, am besten auf zwei: Ausbildungsreife und Hochschulreife. Dann hätten unsere Schüler bessere Chancen."
Diese sehen die Studentenvertreter schon jetzt - aber aus anderen Gründen. Sie begrüßen die geplante Abschaffung der Studiengebühren. "Dafür haben wir die ganzen Jahre gekämpft", sagt Andreas Jentsch vom Allgemeinen Hochschulausschuss. Aber: "Den Hochschulen darf kein Ausfall entstehen. Zur Überbrückung könnte der Ausfallfonds der NRW-Bank, in den 14 Prozent der Studiengebühren geflossen sind, genutzt werden."
Prorektor Ulrich von Alemann ist in erster Linie erleichtert, dass der Heine-Uni noch ein Jahr Zeit für die Umstellung bleibt. "Wir können alle geplanten Maßnahmen noch durchführen. Und ich bin erleichtert, dass die Koalition den Unis die feste Zusage erteilen will, Ausgleichszahlungen in gleicher Höhe zu leisten."