Taekwondo: Eine Reise, zwei Aufgaben

Antonio Andreopoulou kämpft in Tunesien bei der Olympia-Qualifikation und bei der WM.

Foto: Patrick Upmann

Die Badehose hat Antonio Andreopoulou sicherheitshalber eingepackt. Er glaubt zwar nicht, dass er sehr oft im Mittelmeer wird schwimmen können, aber sicher ist sicher. Immerhin ist der 16-Jährige vom Sportwerk Düsseldorf aus Bilk bis zum 14. April im tunesischen Hammamet und damit gerade mal 65 Kilometer von Tunis entfernt. Mit im Gepäck hat Andreopoulou aber auch sämtliche Ausweise und Wettkampfutensilien, die man benötigt, um an internationalen Taekwondo-Meisterschaften teilnehmen zu können.

In Hammamet werden zwei der weltweit wichtigsten Taekwondo-Jugendturniere des Jahres direkt hintereinander ausgetragen. Die Qualifikation für die Olympischen Jugendspiele 2018 in Buenos Aires (Argentinien) wird am 6. und 7. April im tunesischen Norden ausgekämpft, vier Tage später, vom 9. bis 13. April, steht direkt die Jugend-Weltmeisterschaft in Hammamet auf dem Programm. Für beide globalen Top-Veranstaltungen haben die Jugend-Bundestrainer „Toni“ für die Kämpfe in der Gewichtsklasse bis 55 Kilogramm nominiert.

Schulische Probleme riskiert Andreopoulou dabei nicht. „Ich habe einen Notendurchschnitt von 2,0 bis 2,2, somit hatte die Schule keine Schwierigkeiten, die Reise zu genehmigen, zumal meine Schule sportorientiert ist“, sagt Andreopoulou.

Bei der Jugend-Olympiaqualifikation muss das Viertelfinale erreicht werden, um die Teilnahmeberechtigung für die Spiele in Buenos Aires zu erhalten. „Falls ich das Viertelfinale erreichen sollte, werde ich jedoch noch weiterkämpfen, aber locker. Ich will vor der WM nicht zu viel Kraft verpulvern und auch das Verletzungsrisiko minimieren“, sagt der Sportwerker.

Seinen Trainer freut das: „Trotz seiner Jugend hat er bereits ein sehr feines Gespür für Strategie sowie Taktik und setzt das auch schon sehr gekonnt ein“, lobt Sportwerk-Cheftrainer Inan Tunc.

Natürlich will Toni im ersten Turnier die Runde der letzten Acht und im zweiten Turnier mindestens das Halbfinale erreichen. Das wäre gleichbedeutend mit einer Medaille. Trotzdem denkt der 16-Jährige vorerst nur von Kampf zu Kampf, von Runde zu Runde. „Die meisten meiner Konkurrenten aus Europa kenne ich, weil ich schon gegen sie gekämpft habe. Aber es kommen ja auch Gegner aus Asien, Afrika, Amerika und Australien dazu, von denen ich nicht einmal die Namen weiß“, erläutert Andreopoulou. „Also nutze ich meinen ersten Kampf, um ins Turnier reinzukommen. Dann beobachte ich meine möglichen Gegner und kann mir daraufhin eine Taktik zurechtlegen, wie ich gegen sie gewinnen kann.“

Das Selbstbewusstsein ist da, es fehlt noch ein bisschen Losglück. Das braucht der Düsseldorfer, damit er nicht direkt in Runde eins gegen die allerstärkste Konkurrenz kämpfen muss. Zahlenmäßig ist die 55-Kilo-Klasse jedenfalls gut besetzt. Bei der Olympia-Qualifikation sind 65 Taekwondoka, bei der WM 70 in der Andreopolou-Gewichtsklasse gemeldet. In den vergangenen drei Wochen hat sich Toni intensiv auf die Doppelbelastung vorbereitet. „Ich habe täglich zweimal trainiert und war beim Nationalmannschaftslehrgang in Nürnberg. Ich bin fit“, konstatiert Andreopolou. Die Badehose darf deshalb gern im Koffer bleiben.