Tatort Düsseldorf: Die Brutalität nimmt zu

Der Tod von Ömer H. an der Kö ist der traurige Höhepunkt einer Reihe von brutalen Übergriffen in den letzten Wochen.

Düsseldorf. Fassungslos stehen Besucher des Kö-Centers vor den Span-Platten, auf denen Freunde von Ömer H. Abschiedsgrüße hinterlassen haben. Auf dem Boden stehen Grablichter. Der 24-jährige Familienvater war in der Nacht zum Samstag nach einem Streit in der Kö-Disco Checker’s von Angreifern kopfüber in das Schaufenster des Mode-Ladens Airfield gestoßen worden und später in der Uni-Klinik gestorben — die Scherben hatten ihm die Halsschlagadern aufgeschnitten.

Nachdem die Polizei bereits am Samstag einen Tatverdächtigen (23) aus Eller, den Deutsch-Marokkaner Mohammed T., festgenommen hatte, meldeten sich am Sonntag und gestern zwei weitere (21 und 24) mit ihren Anwälten bei der Mordkommission.

Die Tatbeteiligten kennen sich. Während der 21-Jährige wieder entlassen wurde, sitzt der 24-Jährige wie Mohammed T. in U-Haft. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen gefährlicher Körperverletzung mit Todesfolge.

Ob die Angreifer Ömer H.’s Tod bewusst in Kauf genommen haben oder ob es das tragische Ende einer „normalen“ Schlägerei war, wird das Gerichtsverfahren klären.

Doch die Hetzjagd durch das Kö-Center ist der traurige Höhepunkt einer Reihe von brutalen Taten in Düsseldorf: Am 12. September schlagen drei Männer einen 40-Jährigen an der Werstener Dorfstraße bewusstlos und lassen ihn auf Straßenbahngleisen liegen. Das Opfer hat Glück, weil zur Tatzeit keine Bahnen mehr fahren.

Am 15. September sticht ein Unbekannter an der Haltestelle „Reeser Platz“ einen 16-Jährigen mit einem Messer nieder, weil er dessen Handy haben möchte. Der Jugendliche überlebt knapp, der Täter ist noch auf freiem Fuss. Am 28. September treten drei Männer einen 33-Jährigen am Schlossturm ins Koma. Der Kellner schwebt tagelang in Lebensgefahr, trägt Hirnschäden davon. Und jetzt der Tod von Ömer H.

Polizei-Sprecher Markus Nieszcery möchte die verschiedenen Fälle nicht in Zusammenhang stellen, bestätigt aber: „Es gibt die klare Tendenz, dass selbst von am Boden liegenden Opfern nicht mehr abgelassen, sondern nachgetreten wird.“ Auch Waffen kämen bei Auseinandersetzungen oft schon wegen Lapalien ins Spiel. Die Brutalität hat eine neue Qualität erreicht.

Heftig muss auch der Schubs gewesen sein, mit dem Ömer H. in das Schaufenster gestoßen wurde, denn das besteht laut Ladenbetreiber Airfield aus Panzerglas. Worum das Opfer und die Täter stritten, ist nach wie vor unklar.

Ein Checker’s-Mitarbeiter sagte am Montag: „Im Laden gab es nur eine harmlose Rangelei, die schnell geschlichtet war.“ Auch sei niemand aus der Disco geflüchtet. Die Checkers-Crew habe erst von der Tat erfahren, als das Ömer H. blutüberströmt an der Treppe zur Disco zusammenbrach. „Das Opfer und sein Bruder waren Stammgäste. Es tut uns so leid, was passiert ist.“