Trend „Fernweh“: Immer mehr Düsseldorfer wandern aus
Düsseldorf ist in Nordrhein-Westfalen die Auswandererstadt Nummer eins. Die Arbeitsagentur vermittelt Jobs.
Düsseldorf. Der Traum vom Ausland. Leben und arbeiten ganz woanders. Ob als Karriereschub oder Neuanfang — Fernweh liegt im Trend. „Immer mehr Menschen befinden sich auf Arbeitssuche im Ausland“, sagt Arbeitsvermittlerin Carina Oeffner bei der Info-Veranstaltung „Leben und Arbeiten im Ausland“ der Arbeitsagentur Düsseldorf. Schulabgänger, Angestellte, ja sogar Topmanager werden dort beraten und in die Fremde vermittelt.
Allein letztes Jahr kehrten 1804 Düsseldorfer ihrer Heimat den Rücken. 2005 waren es 1363. Laut Arbeitsagentur ist Düsseldorf in Nordrhein-Westfalen die Auswandererstadt Nummer eins. Das internationale Flair der Stadt färbe zunehmend auf die Einstellung der Bürger ab.
„Ich bin Chemikerin und habe einen guten Job, würde aber gerne ins Ausland gehen — vielleicht nach Frankreich“, sagt eine Teilnehmerin. Englisch spreche sie fließend, Französisch gut. Oeffner klärt auf: „In Frankreich sollte man sich nur bewerben, wenn man die Sprache perfekt beherrscht.“ Ansonsten stünden die Chancen auf einen Arbeitsplatz schlecht. Die Schweiz, das beliebteste Ziel deutscher Auswanderer, biete da eine gute Alternative.
Die Vermittler weisen die Interessenten auf kulturellen Unterschiede hin, helfen bei Fragen zu Visa und Krankenversicherung und analysieren den Arbeitsmarkt im Wunschland. „In Neuseeland ist der kaufmännische Sektor leider nicht so ausgeprägt wie bei uns“, erklärt Oeffner einem Düsseldorfer, den es Richtung Südpazifik zieht. Dass der Traum auch einmal zerplatzt, gehört für sie zum Job.
„Kollegen erzählen oft, dass Menschen zu ihnen kommen, nachdem sie im Fernsehen Serien wie ’Mein neues Leben’ gesehen haben.“ Doch so einfach wie dort gezeigt, sei der Weg ins Ausland nicht. „Ein wichtiger Punkt ist zum Beispiel die Rente. Man sollte sich genau informieren, wie die Zeit im Ausland angerechnet wird“, sagt Oeffner, die selbst für längere Zeit in der Türkei lebte.
„Das Land boomt. Viele junge, türkischstämmige Akademiker gehen dorthin“, sagt sie. Auch der Iran und Irak sind gefragt — vor allem Ingenieure wechseln nach Vorderasien. Österreich, die Niederlande, Canada, Australien und die USA zählen ebenfalls zu den beliebten Zielländern — aber nicht nur bei Arbeitssuchenden.
„Für Studierende ist es mittlerweile unerlässlich, den Schritt über die Landesgrenze zu wagen“, sagt sie. Viele Firmen legen großen Wert auf Auslandserfahrung. „Abgesehen von besseren Karrierechancen ist die Zeit im Ausland eine der tollsten Erfahrungen überhaupt“, sagt Oeffner.