„Wir sind flexibler, als wir denken“
Die neue Organisation sorgt Uni-Professor Axel Buchner nicht.
Düsseldorf. Ein Büro ohne festen Schreibtisch: Kann man das dem Menschen zumuten? „Harte empirische Daten gibt es zu diesen neuen Formen der Büroorganisation noch nicht“, sagt Axel Buchner, Professor für Allgemeine Psychologie und Arbeitspsychologie am Institut für Experimentelle Psychologie der Heinrich-Heine-Universität.
Klar ist für den Experten aber: „Im menschlichen Genom ist der feste Schreibtisch nicht verankert. Dafür ist dieses Phänomen viel zu jung, nämlich erst 100 bis 200 Jahre alt, und eine Rarität.“ Es gebe viele Berufsbilder, die ohne ihn auskämen: Lehrer, Straßenbahn- und Busfahrer, Flugzeugbesatzungen etc.
Dass Betroffene, die auf Individualität im Büro verzichten müssen, zunächst fremdeln, ist für den Arbeitspsychologen schnell zu erklären. „Das ist ein bedrohlicher Zustand, in dem einzelne nicht wissen, wie sie sich darin einrichten sollen. Wir lieben die Welt vorherseh- und berechenbar.“
Der Uni-Professor kommt deswegen zu dem Schluss: „Die Flexibilität, die wir aufbringen können, wird von uns unterschätzt.“ Die von Siemens vorgenommenen Änderungen in der Bürowelt seien im Trend, da diese technisch getrieben seien. Kommunikation von beinahe überall ist möglich, und die Welt der Laptops schaffe auch einen Ersatz für die wegfallende persönliche Note im Büro. „Man kann das Familienfoto ja als Hintergrundbild auf den Computer laden.“ Nur eines klappt noch nicht so gut: Videokonferenzen. „Wir versenden bei der Kommunikation viel mehr Signale.“ Gestik, Mimik, Bewegungen seien für Nuancen wichtig.