Düsseldorf Unfallopfer ist HIV-positiv — nun Sorge um die Helfer

Das blutüberströmte Opfer wurde vor einer nahenden Bahn gerettet. Da es mit dem Virus infiziert ist, werden die Retter dringend gesucht.

Foto: Chris Göttert

Düsseldorf. Die Geistesgegenwart mehrerer Fahrgäste hat einem Mann im U-Bahnhof Nordstraße wohl das Leben gerettet. Er stürzte auf die Gleise, schnell ließen Zeugen die nahende Bahn stoppen, holten den Verletzten auf den Bahnsteig. Doch später stellte sich heraus, der stark blutende Mann ist mit HIV und Hepatitis B infiziert. Ärztin Marianne Hagen, eine Helferin, macht sich nun Sorgen um die Gesundheit der Retter.

Der Unfall geschah am Freitag gegen 19.30 Uhr. Marianne Hagen erinnert sich, wie der Mann mit seinem Rollator plötzlich auf die Gleise zusteuerte: „Im nächsten Moment stürzte er kopfüber ab. Ich blickte auf die Anzeige, dort stand, dass die U79 in einer Minute kommt.“

Sie lief zur Notsäule, versuchte, Kontakt zur Leitstelle aufzunehmen, was zunächst misslang. Währenddessen sah sie aber, wie mehrere Menschen aufs Gleis sprangen. Nach einer Weile und mit großer Mühe gelang es ihnen, den Mann in Sicherheit zu bringen. Marianne Hagen rief einen Notarzt, kümmerte sich dann um den Verletzten, der an Kopf und Handgelenk stark blutete.

Der Mann ist obdachlos, zudem Diabetiker, er erlitt laut Hagen einen Zuckerschock. Kurz darauf trafen Rettungskräfte ein, brachten ihn ins Marien-Krankenhaus. Hagen: „Mir schütteten sie noch Desinfektionsmittel über die Hände.“ Am nächsten Morgen erfuhr die Ärztin von den Infektionen des Mannes, ließ sofort ihr Blut untersuchen, der Befund brachte Erleichterung. Doch sie sorgt sich um die anderen Helfer und bittet sie, sich bei ihr zu melden (Tel. 0172/2032627). „Auch sie sollten sich untersuchen lassen.“

Heißt das nun, dass Helfer sich unbedacht in Gefahr begeben? DRK-Ausbilder Ralf Nickut will das nicht so sehen. „Oft ist ein Verbandskasten mit Handschuhen nicht weit. Ansonsten kann man versuchen, die Hände mit Kleidung zu schützen und möglichst direkten Kontakt mit Blut zu vermeiden.“ Wer trotzdem mit Blut in Kontakt kommt, solle sich anschließend an die Rettungskräfte wenden.

Übrigens: An allen U-Bahnhöfen gibt es Nothalt-Hebel, mit denen jeder einfahrende Bahnen stoppen kann. Marianne Hagen findet, die Anlagen sollten besser sichtbar sein. Die Rheinbahn sieht das nicht so.