Urlaub: Wer pflegt die Eltern?
Monika Preuschoff sagt, dass Kurzzeitpflege eine Option sein kann, um beruhigt wegzufahren.
Düsseldorf. Wenn die Eltern pflegebedürftig werden, kommen Freizeit oder Urlaub für pflegende Angehörige oft zu kurz. Das darf und muss nicht sein, sagt Pflegeberaterin Monika Preuschoff im WZ-Interview.
Die Sommerferien stehen an und für viele auch ein schöner Urlaub. Doch was tun Familien, die einen pflegebedürftigen Angehörigen haben, der eigentlich nicht auf tägliche Hilfe verzichten kann?
Monika Preuschoff: Es besteht beispielsweise die Möglichkeit der Kurzzeitpflege in einem Altenzentren, wie den unseren. Die Caritas unterhält sieben Altenzentren in Düsseldorf und alle bieten eine solche zeitlich befristete, stationäre Ganztagsbetreuung an.
Was kostet das?
Preuschoff: Bis 28 Tage pro Jahr haben Pflegebedürftige unter bestimmten Voraussetzungen Anspruch auf Kurzzeitpflege. Die Pflegekassen übernehmen bei Vorliegen einer Pflegestufe die Kosten bis 1550 Euro. Für den Eigenanteil können Pflegebedürftige mit einem geringen Einkommen einen Zuschuss beim Sozialamt beantragen.
Sind ambulante Pflegedienste auch eine Möglichkeit, den Angehörigen für kurze Zeit gut versorgt zu wissen?
Preuschoff: Wenn der Pflegebedürftige nur auf eine zeitweise Unterstützung angewiesen ist, können ambulante Pflegedienste eine Möglichkeit sein. Bei einer 24-stündigen Betreuung ist der Aufenthalt in einer Kurzzeitpflegeeinrichtung die bessere Alternative.
Wann sollte man anfangen, sich um Möglichkeiten, wie Kurzzeitpflege oder ambulante Pflegedienste zu kümmern?
Preuschoff: Grundsätzlich empfehlen wir, sich rechtzeitig um geeignete Versorguns- und Betreuungsleistungen zu kümmern. Bei plötzlich eintretender Pflegebedürftigkeit oder in einer Notsituation kann man sich aber auch kurzfristig an uns wenden.
Was tun, wenn die Mutter sich weigert in ein Altenheim zu gehen? Auch nicht auf Zeit?
Preuschoff: Häufig resultiert eine ablehnende Haltung ja aus Vorurteilen und fehlender Information. In einem persönlichen Beratungsgespräch oder einem Rundgang durch die Einrichtung können aber in der Regel schon viele Vorbehalte ausgeräumt werden. Eine weitere gute Möglichkeit ein Pflegeheim kennenzulernen, besteht darin, die Kurzzeitpflege als „Probewohnen“ zu nutzen. Gut. Sie haben die Mutter überzeugt.
Was dann?
Preuschoff: Der nächste Schritt wäre, sich an die Einzugsberatung zu wenden und einen Beratungstermin zu vereinbaren. Alle wichtigen Fragen, beispielsweise nach Leistungen, Finanzierungsmöglichkeiten oder dem Anmeldeverfahren, können dann geklärt werden.
Warum ist es für pflegende Angehörige so wichtig, nicht auf den Urlaub zu verzichten?
Preuschoff: Einen pflegebedürftigen Angehörigen zu Hause zu betreuen, ist eine schwere Aufgabe, die enorme körperliche und psychische Kraft kostet. Pflegen bedeutet zunächst: regelmäßig schwer heben, tragen, betten - und das auch nachts. Die körperlich anstrengende Arbeit, der fehlende Schlaf sowie der Druck, rund um die Uhr verfügbar zu sein, machen dem Körper auf Dauer schwer zu schaffen. Hinzu kommen oft Gefühle wie Hilflosigkeit, Trauer, Wut und Frustration, eben psychische Belastungen. Meist gestehen sich die pflegenden Angehörigen zu spät ein, dass sie den körperlichen und seelischen Belastungen nicht mehr Stand halten können. Ein Urlaub kann helfen, Kraft für den Alltag wieder zu erlangen.
Begegnen Sie diesen Menschen anders als Patienten, die den Rest ihres Lebens bei Ihnen verbringen?
Preuschoff: Grundsätzlich orientieren wir uns an den individuellen Bedürfnissen der Bewohner. Egal, wie lange sie bei uns wohnen. Unsere Mitarbeiter begegnen allen Bewohnern gleich.
Was würden Sie pflegenden Angehörigen noch empfehlen, wenn sie merken, dass sie dringend Urlaub brauchen, aber eigentlich nicht weg können?
Preuschoff: Eine Auszeit vom Pflegealltag ist dringend zu empfehlen. Auch wenn man nicht wegfährt, gibt es auch zu Hause Entlastungsmöglichkeiten, etwa bei den Wohlfahrtsverbänden, wie der Caritas. Ob häusliche Besuchsdienste oder Betreuungskreise für demenzkranke Menschen. So ist die pflegende Person wenigstens für ein paar Stunden entlastet.
Was würden Sie den Senioren empfehlen? Wie nehmen Sie ihnen die Angst vorm Altenheim?
Preuschoff: Ich kann nur empfehlen, dass sich Senioren rechtzeitig mit dem Thema auseinandersetzen und Kontakt zu den Pflegeeinrichtungen in ihrem Stadtteil suchen — zum Beispiel an Festen teilnehmen oder zum Mittagstisch oder den Gottesdiensten gehen.