Veggie-World: Düsseldorfer schreibt Erfolgsgeschichte mit veganer Messe

Mit seinem Messe-Büro etabliert der Düsseldorfer Hendrik Schellkes die Messe Veggie-World in halb Europa. Bald will er auch nach Südafrika und China expandieren.

Foto: Nikolas Golsch

Düsseldorf. Er war einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Denn eigentlich hatte Hendrik Schellkes mit Vegetariern oder gar Veganern nie viel zu tun: „Ich war weder für noch gegen diese Lebensweise, es war mir schlicht egal.“ Und er gibt zu: „Ich hatte auch einfach keine Ahnung davon.“

Heute organisiert der Düsseldorfer mit seinem siebenköpfigen Team die vegane Messe Veggie-World, die mittlerweile zur größten Messe für den pflanzlichen Lebensstil in ganz Europa herangewachsen ist. Was einst als Projekt an zwei Standorten (Düsseldorf und Wiesbaden) gestartet ist, lockt heute nicht nur Veganer und Vegetarier in 16 Städten des Kontinents zehntausendfach in die Messehallen; unter anderem in Paris, Barcelona, Lissabon - und natürlich nach wie vor in Düsseldorf, zuletzt Anfang September.

Die Erfolgsgeschichte der Messe fing 2011 an, als ein Düsseldorfer Messeveranstalter sich die Idee der Veggie-World ausdachte und in Wiesbaden mit 21 Ausstellern erstmals in die Tat umsetzte.

Ein Jahr später folgte Düsseldorf als zweiter Standort. 2014 zog sich besagter Messeveranstalter zurück und suchte nach einem Käufer für die Messe. Hier war Hendrik Schellkes’ Stunde gekommen: Er stieg mit seiner neu gegründeten Firma Wellfairs und Investoren im Hintergrund in das Konzept ein.

Das sich schnell zu einer Goldgrube entwickeln sollte. Was der damals 36-Jährige, der schon erste Erfahrungen als Organisator des Gourmet-Festivals gesammelt hatte, aber nicht wirklich ahnte: „Ich habe zu dem Zeitpunkt noch nicht geglaubt, dass das Konzept globalen Erfolg haben kann.“ Sehr wohl richtig lag er aber mit seiner Einschätzung, dass der vegan-vegetarische Lebensstil einen wachsenden Markt mit sich bringt.

Familienvater Schellkes, der bis dahin stets gerne Fleisch gegessen hatte, brachte die Messe auch privat auf andere Wege. „Plötzlich habe ich mich tagtäglich mit Landwirtschaft, Ernährung und Tierschutz beschäftigt, da kommt man schon ans Nachdenken.“ Nicht lange habe es gedauert, bis auch er das Fleisch links liegen gelassen hat. „Ich konnte nicht anders, der Job hat mir auch gewissermaßen die Augen geöffnet“, sagt er.

Dennoch — belehren will er nicht, auch nicht auf seinen Messen. „Bei uns sind ja alle willkommen und mehr als 20 Prozent unserer Besucher sind weder Vegetarier noch Veganer.“ Und auch zu Hause handhabt der die Ernährung locker: „Ich lebe meinen Kindern eine bestimmte Haltung vor, zwinge sie aber zu nichts. Wenn sie gerne eine Scheibe Salami auf dem Brot haben wollen, kriegen sie die.“

Nach drei Jahren im Geschäft stellt der heute 39-Jährige fest: „Außer Großbritannien ist kein Land so weit in Sachen vegetarisch-veganer Ernährung wie Deutschland.“ Hierzulande sei der Markt mit den Standorten in Düsseldorf, Wiesbaden, Hannover, Berlin, Hamburg und München ausgeschöpft. „Der Zulauf ist riesengroß, aber ich stelle auch fest, dass diese Art der Ernährung hier nichts Neues oder Exotisches mehr ist.“ Das sehe beispielsweise in Frankreich ganz anders aus: „Da ist das ganze Thema Neuland.“ Mit Bauchschmerzen sei er auch zur ersten Messe in den Niederlanden gefahren - unbegründet, wie sich später herrausstellen sollte: „Da mussten wir kurzzeitig die Halle schließen, weil der Ansturm zu groß war.“

Die Aussteller der Messen, die nicht nur Lebensmittel, sondern auch vegane Kosmetik und Kleidung vorstellen, kommen zu 80 Prozent aus der Region des jeweiligen Standorts. Einige wenige fahren auch mehrere Messen an. Bei den neuen Zielen, die Schellkes derzeit ins Auge fasst, sollte sich das allerdings recht schwierig gestalten: „Wir planen neue vegane Messen in China und Südafrika.“ Damit würde aus einer europäischen Idee eine weltweite.

Koordiniert würden die veganen Ideen aber auch in Zukunft vom Rhein aus, sagt Schellkes. Aktuell steht sogar ein Umzug der Firma an die Stadtgrenze zu Meerbusch an. Und auch hier zeigt sich die Expansion: Einfache Büros im Gewerbegebiet waren dann einmal; neues Domizil wird eine schmucke Stadtvilla.