Vergewaltiger: Hilfsbereitschaft schamlos ausgenutzt
Prozess: Er gab vor, keine Arme mehr zu haben und bat um Hilfe beim Urinieren. Mehrere Frauen soll ein 46-Jähriger missbraucht haben.
Düsseldorf. Er soll jahrelang ein Doppelleben geführt, Frauen im Rheinland in Angst und Schrecken versetzt haben. Nun steht die Staatsanwalt in Düsseldorf kurz davor, Anklage gegen einenmutmaßlichen Serienvergewaltiger (46) zu erheben, der mit seiner perfiden Mitleidsmasche auch in Belgien und den Niederlanden zugeschlagen haben soll.
Nach Angaben der Ermittler hat der Familienvater bereits ein Geständnis abgelegt. Die Staatsanwaltschaft geht von 49 Fällen aus, in denen der Mann das Mitleid seiner Opfer ausgenutzt haben soll.
Dabei sprach er Frauen an und gab vor, keine Arme mehr zu haben oder sie durch eine Behinderung nicht mehr bewegen zu können. Er müsste dringend die Toilette aufsuchen, sei aber wegen seiner Behinderung nicht in der Lage, die Hose zu öffnen. Er bat um Hilfe beim Urinieren, verlangte dann, sexuell befriedigt zu werden. In vier Fällen soll es zur Vergewaltigung, in fünf zu einem Versuch gekommen sein.
1999 soll der Mann in Krefeld eine 30-Jährige in deren Wohnung vergewaltigt haben, ein Jahr später stieg er maskiert in eine Wohnung an der Universitätsstraße in Düsseldorf ein. Als die Frau erwachte und schrie, sei der Mann geflohen, so die Ermittler. 2010 nötigte er eine Büroangestellte in einem Gebäude an der Universitätsstraße mit vorgehaltenem Messer, ihre Bluse zu öffnen und sich berühren zu lassen. Zwei weitere Male schlug er in Bonn zu, drei Mal in Köln und ein Mal in Aachen. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm zudem exhibitionistische Handlungen vor.
Auf die Schliche kam die Polizei dem Mann über die Sendung "Aktenzeichen XY...ungelöst". Ein pensionierter Polizist erkannte Parallelen zu einer Tat, bei der in Belgien eine Frau überrumpelt worden war. Nach neusten Ermittlungen soll der mutmaßliche Täter seit 1995 dort vier Vergewaltigungen und sieben Versuche begangen haben. Auch in den Niederlanden soll er zugeschlagen haben.
Laut den Ermittlern hat der Mann gestanden, auch andere Maschen angewendet zu haben: Beim Hosenkauf im Kaufhaus bat er Verkäuferinnen, ihm beim Öffnen des Reißverschlusses zu helfen. Außerdem habe er bei Ärzten vorgegeben, ein gesundheitliches Problem im Intimbereich zu haben, das mit Massagen zu therapieren wäre. Das Rezept löste er bei Masseurinnen ein.
Der mutmaßliche Täter spricht davon, "eigentlich Exhibitionist" zu sein. Er sei cleverer als die Frauen gewesen, habe mit der Mitleidsmasche rund 150 Frauen dazu gebracht, ihn anzufassen.