Verschandelung von Kunstwerken Beschmierte Skulpturen im K 21-Park

Düsseldorf · Inzwischen müssen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Abteilung Restaurierung der Kunstsammlung NRW wöchentlich für eine Wiederinstandsetzung sorgen.

 Die Skulptur von Barnett Newman - „Zim Zum II“ steht zwar im hinteren Teil des Ständehausparks, wird aber auch regelmäßig bemalt.

Die Skulptur von Barnett Newman - „Zim Zum II“ steht zwar im hinteren Teil des Ständehausparks, wird aber auch regelmäßig bemalt.

Foto: Claudia Hötzendorfer

Die Skulpturen von Barnett Newman und Alf Lechner im Ständehauspark haben schon etwas Einladendes für kleine kreative Hände, ihre großen dunklen Flächen mit Kreide zu bemalen.

Während des Corona-Lockdown zog es — nicht zuletzt wegen des schönen Wetters — viele Familien in den Park um das K 21. Der Spielplatz war mit Flatterband abgesperrt. Und nur toben — das wird auf Dauer auch langweilig. Warum also nicht mal diese großen Quader als Leinwand benutzen und ein paar Bilder mit Kreide darauf malen? Ob es Newman und Lechner gefallen hätte? Beide bildenden Künstler sind bereits verstorben und können nicht mehr gefragt werden. Einer wie der US-Bildhauer Richard Serra, der sich häufig mit Beschädigungen seiner Werke auseinandersetzen musste, „hat den Vandalismus mit Fassung ertragen und soweit möglich geholfen, Schäden zu beseitigen“, verrät Susanne Fernandes-Silva, Sprecherin der Kunstsammlung NRW. Deren Restaurierungsabteilung muss sich regelmäßig mit Reinigung und Wiederinstandsetzung der Skulpturen befassen.

Nun möchte man den kleinen Kreativen mit ihrer Malaktion im Ständehauspark keine bösen Absichten unterstellen und das Wort Sachbeschädigung bemühen. Tatsächlich aber ist es nichts anderes.

Mitarbeiter rücken
immer öfter aus

Das Ausmaß der Verschandelung von Kunstwerken im öffentlichen Raum reicht von vermeintlich harmlosen Kreideschmierereien über mit Farbe gesprühtes Graffito, zerkratze oder zerstörte Flächen — bis hin zu starken Verunreinigungen. In manchen Fällen hat die Zerstörung ein so großes Ausmaß erreicht, dass eine Skulptur komplett entfernt werden muss, wie das bei Don Grahams „Two-Way Mirror Hedge – Almost Complete Circle“ vor einigen Jahren der Fall war, ebenfalls Teil der ausgestellten Werke im Ständehauspark.

Doch wer muss eigentlich ran, wenn es darum geht, die große Kunst wieder ins rechte Licht zu setzen? Zuständig dafür sind die MitarbeiterInnen der Abteilung Restaurierung der Kunstsammlung NRW, zu der auch das K 21 gehört.

Regelmäßig rücken sie mit Hochdruck- und Spezialreiniger an, um die „kreativen“ Auswüchse zu entfernen. „Vor allem der zeitliche Aufwand ist groß“, erklärt Susanne Fernandes-Silva und fügt hinzu: „Die Außenskulpturen im Park um das K 21 leiden unter Verschmutzungen, Beschädigungen und Bemalungen, seitdem sie anlässlich der Eröffnung des Ständehauses 2002 dort platziert wurden.“

Über Jahre hinweg habe die Restaurierungsabteilung einmal pro Quartal die gröbsten Schäden beseitigt. „Häufig handelte es sich dabei um Graffiti, deren Entfernung sehr aufwendig ist. Alle Spuren lassen sich nicht beseitigen. Schatten der Bemalungen bleiben sichtbar“, bedauert Fernandes-Silva.

Durch den Corona-Lockdown seien die Verunreinigungen mit Bemalungen sprunghaft angestiegen. Inzwischen müssen die MitarbeiterInnen des Museums wöchentlich Hand anlegen. Eine externe Firma damit zu beauftragen, würde enorme Kosten verursachen, die von der Kunstsammlung auf Dauer kaum gestemmt werden könnten.

Doch das, was Kunstliebhaber als notwendig ansehen, verstehen andere offenbar als Einladung: Schon nach wenigen Tagen würden die gereinigten Skulpturen von Newman und Lechner auch nach dem Lockdown wieder als Malfläche genutzt. Nicht nur die Restauratoren wünschen sich einen respektvolleren Umgang mit Kunst im öffentlichen Raum. Auch so mancher Parkbesucher hat nur wenig Verständnis dafür, dass Eltern ihren Kindern keine Grenzen aufzeigen.