Düsseldorf-Grafenberg/Gerresheim Viele Autos, kaum Ideen und keine Lösung in Sicht

Bürgervereine luden zur Diskussion über die Verkehrssituation ein. Anwohner sind genervt von Lärm und Feinstaubbelastung.

Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. 1400 Wohneinheiten im Glasmacherviertel, dazu das Neubauviertel Am Quellenbusch: Die ohnehin schon angespannte Verkehrssituation mit stark befahrenen Durchgangsstraßen in Grafenberg und im Nordwesten von Gerresheim spitzt sich künftig weiter zu. So die Befürchtung vieler Anwohner. Die Bürgervereine beider Stadtteile luden Mittwochabend zur Diskussion im Seniorenheim am Grafenberger Wald ein. Das Interesse war groß, der Saal voll besetzt — doch neue Erkenntnisse gab es kaum.

Verkehrsdezernent Stephan Keller hat keine guten Nachrichten: „Es wird mehr Verkehr geben, und die neue Ortsumgehung wird kaum Entlastung bringen. Was am Glasmacherviertel passiert, wird der Ludenberger Straße weder helfen noch schaden.“ FDP-Bezirksvertreter Sönke Willms-Heyng glaubt hingegen an eine Entlastung. „Doch es gibt ungeklärte Probleme wie die Abbindung der Heyestraße oder die Frage nach Knotenpunkten.“

„Wir wollen keine vierspurigen Straßen, sondern einen höher getakteten, schnelleren ÖPNV“, sagt Martin Volkenrath (SPD). Der Vorsitzende im Verkehrsausschuss stellt klar: „Das Auto in der Innenstadt ist kein Zukunftsmodell“. Norbert Czerwinski (Grüne) sieht das genauso. „Entlastungsstraßen ziehen mehr Verkehr an.“ Neue Radwege seien sinnvoller. Andreas Hartnigk (CDU) hält sich mit Kritik an den Ampel-Plänen zurück. Allein: „Alles, was von der Ratsmehrheit entschieden wird, geht zu Lasten des Individualverkehrs.“

Michael Kneist vom Gerresheimer Bürgerverein ist skeptisch, dass die Politik die Anliegen der Bürger berücksichtigt. „Schon beim Werkstattverfahren für das Glasmacherviertel wurden wir übergangen.“ Damit mehr Menschen aufs Rad umsteigen, müsse viel passieren. „An vielen Stellen in Gerresheim ist Radfahren lebensgefährlich.“ Sein Vorschlag, mehr Kreisverkehre zu bauen, erntet viel Beifall.

Auch das derzeit geprüfte Vorhaben, einen Park & Ride-Parkplatz am S-Bahnhof zu bauen, kommt gut an. „Von dort könnten viele Pendler mit der Bahn weiter in die Innenstadt“, sagt eine Besucherin. Aber Verkehrsdezernent Keller ist skeptisch. „Wir brauchen Angebote, damit die Autos erst gar nicht nach Gerresheim kommen, sondern vor den Toren der Stadt Halt machen.“ Um den Pendlerverkehr zu reduzieren, müsse es mehr Zusammenarbeit mit den umliegenden Kommunen geben, fordert Andreas Hartnigk (CDU).

Einige Besucher stellen klar: Nicht der Verkehr ist das Hauptproblem, sondern die „alarmierende“ Feinstaubbelastung und der „unerträgliche“ Lärm. Ein Vermieter mehrerer Häuser an der Ludenberger Straße betont: „Alle meine Mieter wohnen gerne hier. Aber die Autos rasen zu schnell. Es muss Begrenzungen geben.“ Zudem sei es zu Stoßzeiten kaum möglich, die Ludenberger Straße sicher zu überqueren, klagt eine Anwohnerin.

Von den Politikern gibt es an diesem Abend viel Grundsätzliches zum Thema Verkehrspolitik zu hören — doch konkrete Vorschläge für die angespannte Situation in Gerresheim und Grafenberg kommen zu kurz. Auch Wilfried Degner von der Bürgerinitiative Glashüttenstraße ist enttäuscht. „Über die wirklichen Probleme wurde kaum gesprochen.“