Düsseldorf Von der Mega-Yacht bis zum Faltboot
Die Wassersportbranche wirbt bei der boot 2016 um den Nachwuchs. Auch die Fans von Trendsportarten kommen auf ihre Kosten.
Düsseldorf. Schnuppersegeln in Miniaturbooten, Abtauchen im beheizten Anzug oder ein erster Blick in das noble Innere millionenteurer Megajachten. Bei der weltgrößten Wassersportmesse Boot in Düsseldorf sucht die Branche ab heute nach neuen Kunden. Während Trendsportarten wie Stand-Up-Paddling boomen, sorgt sich die traditionsreiche Bootsbranche um den Nachwuchs.
Im vergangenen Jahr hatte die Branche ihren Umsatz um 2,4 Prozent auf gut 1,8 Milliarden Euro erhöht. Auch für das laufende Jahr wird mit einem Umsatzplus in ähnlicher Größenordnung gerechnet. Rund 3500 vorwiegend kleinere Unternehmen der Branche beschäftigen in Deutschland rund 20 000 Mitarbeiter.
Trotz derzeit guter Geschäfte bereitet ein Blick in die Zukunft Sorgen. Der Anteil der Bootseigner in der Bevölkerung habe sich in den vergangenen Jahren auf nur noch 1,5 Prozent nahezu halbiert, beklagte der Geschäftsführer des Bundesverbandes Wassersport Wirtschaft (BVWW), Jürgen Tracht. Die Zahl von bundesweit rund 500 000 Booten habe derzeit sinkende Tendenz. Das Durchschnittsalter der Eigner liege mittlerweile zwischen 58 und 60 Jahren. „Es gibt mehr Aussteiger als Einsteiger“, so Tracht.
Die Branche sieht teure Nobeljachten zu Preisen ab mehreren hunderttausend Euro ebenso im Trend wie kleine Sportboote für die junge Familie zu Einstiegspreisen ab etwa 60 000 bis 80 000 Euro. Vor allem bei den großen Yachten müssten sich künftige Eigner derzeit bisweilen auf Lieferzeiten von ein bis zwei Jahren einrichten, berichtete Tracht.
Bei der Ausstattung ist Gemütlichkeit gefragt: „Man möchte den gewohnten Komfort nicht vermissen“, so der Experte. Eine immer älter werdende Bootsbevölkerung verbringe immer mehr Zeit an Bord ihrer Yachten, heißt es in einer zur Düsseldorfer Messe vorgelegten Branchenübersicht.
Gefragt seien zunehmend Klimaanlagen, Heizungen oder Mikrowellen. Bei den auf der Messe angebotenen Luxusyachten haben Käufer die Wahl zwischen ausfahrbaren Balkonen, eingebauten Garagen oder einem Wellnessbereich mit Sauna oder Whirlpool. Sportliche Erwägungen spielten dagegen vor allem beim Kauf teurer Yachten kaum eine Rolle. „Je größer die Schiffe sind, desto weniger werden sie gefahren“, so Tracht.
In eigenen Hallen geht es um die Themen Tauchen sowie um feuchte Trendsportarten wie Kiten, Wakeboarding, Skimboarding, Wake Skate oder Stand-Up-Paddling. Ein neuer beheizbarer Tauchanzug soll für mehr Komfort auch in kalten Gewässern sorgen. In Not geratene Wassersportler können künftig auf Hilfe aus der Luft hoffen: Eine bei der Messe vorgestellte ferngesteuerte Drohne könnte hilfsbedürftige Schwimmer künftig mit einer kleinen aufblasbaren Rettungsinsel versorgen.