Düsseldorf Wegen des Poststreiks: Trauerfeier fand ohne Urne statt
Der Düsseldorfer Joachim Kluth verunglückte in der Eifel tödlich. Das Paket mit seiner Urne hängt seit Wochen in Krefeld fest.
Düsseldorf. Der Poststreik sorgte in den vergangenen Wochen für reichlich Chaos. Auf dem Stoffeler Friedhof fand jetzt eine Trauerfeier statt — ohne den Verstorbenen. Die Urne des Toten liegt noch im DHL Frachtzentrum in Krefeld - dabei war sie bereits vor mehr als drei Wochen losgeschickt worden. Klaus Jonas, ein enger Freund des Verstorbenen, hielt vor mehr als 100 Trauergästen eine Rede. Und musste darin das Urnen-Dilemma erklären: „Unter die Trauer mischte sich viel Wut und Enttäuschung“, sagt er.
Rückblick: Am 5. Juni ist der 56-jährige Düsseldorfer Joachim Kluth mittags mit seinem Pkw auf der Autobahn A61 in der Osteifel unterwegs, als es zu einem tragischen Unfall kommt. Ein Lkw kommt auf dem mittleren von drei Fahrstreifen infolge einer Panne zum Stehen. Joachim Kluth fährt mit seinem Pkw in den liegengebliebenen Lkw und verunglückt tödlich.
Da sich der Unfall außerhalb seines Heimatortes ereignete, wurde der Verstorbene in Meyen (Rheinland-Pfalz) eingeäschert. „Das ist ein üblicher Vorgang“, sagt Klaus Jonas. Gleiches gelte für den Versand der Urne durch DHL. Laut Online-Verfolgung sollte das Paket am 17. Juni in Düsseldorf sein - also über zwei Wochen vor dem Termin der Beisetzung, aber schon während des Tarifkonflikts.
„Das Bestattungsunternehmen hat gegenüber dem Bruder des Verstorbenen zugegeben, dass das Paket nicht entsprechend als Urne deklariert wurde - offenbar, um Porto zu sparen. Ansonsten wäre das Paket gesondert behandelt worden, trotz des Streiks“, erklärt Klaus Jonas. „Es gibt eine entsprechende Vereinbarung zwischen der Post und dem Bestatterverband. Aber so eine Sonderbehandlung kostet auch mehr Porto.“
Jürgen Salm vom Bestatterverband NRW bedauert den Fehler: „Der Kollege in der Eifel hat äußerst unglücklich gehandelt, weil er wusste, dass Streik ist. Ich kenne viele Kollegen, die in solchen Fällen die Urnen mit dem Auto quer durch Deutschland fahren.“ Dieser Weg sei der sicherste, ist aber auch mit entsprechenden Kosten verbunden. „Generell funktioniert der Versand mit der Post aber reibungslos.“
Den Termin der Trauerfeier wollte die Familie nicht verschieben — auch wenn mit jedem Tag die Hoffnung schwand, dass die Urne noch rechtzeitig zugestellt wird. „Viele Gäste kamen von weiter weg, hatten teilweise schon Flüge gebucht und sich freigenommen. Die Familie wollte sie nicht wieder ausladen“, sagt Klaus Jonas. Unter den mehr als 100 Gästen waren auch zahlreiche Handballer von der TuRU. Bei dem Verein aus Oberbilk hatte der Verstorbene viele Jahre lang gespielt.
Als Ersatz wurde ein großes Bild des Verstorbenen aufgestellt. „Es wurde trotz der Umstände eine würdige Trauerfeier“, sagt Klaus Jonas, der trotzdem von der Politik fordert, das Bestattungsgesetz zu ändern: „Deutschland ist sehr streng im Umgang mit Urnen. ,Oma’ darf ,Opa’ zum Beispiel nicht ins Regal stellen, und ein Angehöriger darf die Urne nicht persönlich abholen. Aber ein Bestatter darf sie verschicken wie andere Leute Kleidung oder Bücher.“
Er fordert, dass das Gesetz gelockert wird. „Oder es muss verboten werden, Urnen per Post zu verschicken. Da kann immer was verloren gehen, nicht nur zu Streikzeiten.“
Die Familie von Joachim Kluth möchte eine Beisetzung im kleinen Kreis, wenn die Urne da ist. Klaus Jonas versteht das, sagt aber auch: „Mich haben bei der Trauerfeier viele Gäste gebeten, Bescheid zu geben, wann die Beisetzung ist. Weil sie dann ein zweites Mal Abschied nehmen wollen - auch die, die weiter weg wohnen.“