„Wer Malerei studiert, will keine Computerbilder“

Rektor Karl-Heinz Petzinka sieht die Kunstakademie vorrangig als Ausbildungsstätte in den traditionellen Disziplinen.

Foto: Melanie Zanin

Die Kunsthochschule für Medien in Köln schreibt gerade eine Professur für künstlerische Animation aus, während die medialen Künste in Düsseldorf offensichtlich kaum eine Rolle spielen. „Die digitale“, das Festival für digitale Kunst und Musik, brachte im Weltkunstzimmer technisches Geklimper, aber keine kreativen Entdeckungen. Ein Gespräch mit dem Rektor der Kunstakademie, dem Architekten Karl-Heinz Petzinka.

Es gibt an der Kunstakademie keine Professur für das computergenerierte Bild. Verschläft man hier die Zukunft der technischen und theoretischen Medien in der Kunst?

Karl-Heinz Petzinka: Ich sehe die Notwendigkeit für eine Medienprofessur nicht. Jedes Architekturbüro macht Animationen, um ein Werk sichtbar zu machen und perfekt zu präsentieren. Ist eine künstlerische Animation etwas Anderes?

Das perfekte Bild ist für den Investor und dessen Architekten notwendig, der seine Entwürfe dem Kunden schmackhaft machen möchte. Sollte eine künstlerische Animation nicht mehr sein als Werbung?

Petzinka: Genau. Sie sollte der Ausdruck einer freien Gedankenwelt in digitaler Form und elektronisch sichtbar gemacht sein. Man muss die Animation wollen. Wer Maler ist, will keine Renderfarm (Computercluster). Vielleicht ist für einen Performance-Künstler das bewegte Bild gut. Aber ist das unsere Akademie?

In einem Entwicklungsplan des Landes NRW wurden die Kunstakademien eingeteilt. Danach gilt Köln als Standort für neue Medien, Düsseldorf für Kunst und Essen für Gestaltung. Gilt diese Trennung noch immer so?

Petzinka: Ja, das hat mit den Ausrichtungsstandards zu tun. Eine Medienhochschule hat eine andere Werkstatt als eine Kunstakademie.

Es gibt schon jetzt Professoren in Köln und in Düsseldorf, die gemeinsame Prüfungen abhalten, etwa in der Fotoklasse von Christopher Williams. Muss man denn die Trennung zwischen den Instituten festschreiben?

Petzinka: Wir werden ein Kolloquium abhalten. Ich will die Diskussion nicht nur im Senat, sondern mit allen Professoren führen. Ich werde die Frage nach einer digitalen Dimension stellen. Die Kollegen sollen entscheiden, ob sie eine digitale Professur haben wollen.

Steckt hinter dem Zögern vielleicht eher die Furcht vor den Investitionen?

Petzinka: Die Apparatur kostet viel Geld. Und die Software ist möglicherweise in einem bis zwei Jahren überholt. Können wir uns eine so geldintensive Einrichtung dauerhaft leisten? Das können wir jedenfalls nicht aus unseren Ressourcen finanzieren.

Was müsste das Land tun?

Petzinka: Vorausgesetzt, wir wollen eine experimentelle Stelle einrichten, dann müssen wir uns mit der Ministerin austauschen und beschreiben, wie wir die Stelle mit welchen Menschen ausstatten wollen, die diese Software bedienen können. Wir müssen aber auch wissen, ob unsere Studenten damit arbeiten möchten. Wir brauchen ja keine Professoren für digitale Kunst, wenn kein Interesse bei den Studierenden besteht. Wollen unsere Studenten das überhaupt? Diese Diskussion müssen wir führen.

ZKM, Städel, Berlin, München, selbst Dresden haben derartige Positionen und finden diese Fächer auchselbstverständlich. Das müsste doch überzeugen?

Petzinka: Uns interessiert nicht, wer alles animiert. Wir wollen die Entscheidung treffen, ob unsere Akademie einen solchen Weg überhaupt einschlagen will oder nicht. Die Frage ist essenziell, und ich kann sie nicht allein entscheiden. Ich werde sie im nächsten Quartal mit den Kollegen klären.