Wie die Menschen mit der Katastrophen-Nachricht umgehen
Die Schreckensnachricht beherrschte am Dienstag den Airport, Seelsorger halfen Angehörigen, viele waren geschockt.
Düsseldorf. Die Nachricht vom Absturz der Germanwings-Maschine, sie liegt am Dienstag wie ein unsichtbarer Schleier über dem Düsseldorfer Flughafen. Während der Betrieb weitestgehend normal weiterläuft, ist das Unglück überall spürbar. Die Polizei stockt ihre Präsenz auf, TV-Bildschirme werden abgeschaltet, viele Passagiere steigen mit einem mulmigen Gefühl ins Flugzeug.
„Wir haben es auf dem Weg hierher im Radio gehört“, sagt eine Rentnerin aus Bochum, die auf ihre Maschine nach Mallorca wartet. „Es ist schon ein komisches Gefühl, jetzt ins Flugzeug zu steigen.“ Auch eine Mitarbeiterin in einem Café ist aufgebracht: „Da kriegt man doch Angst — und alle tot!“, platzt es aus ihr heraus. Der Bildschirm am Café ist schwarz, der Flughafen hat die Order an alle Mieter herausgegeben, die Fernseher auszuschalten. Die Kunde vom Absturz verbreitet sich dennoch in Windeseile. Denn die Unglücksmaschine war gestern Morgen noch in Lohausen. Der Jet war hier um 6.48 Uhr Richtung Barcelona gestartet — bevor er auf dem Rückflug abstürzte.
Viele Fluggäste versuchen trotzdem, Gefühle der Angst gar nicht an sich heranzulassen. Bei Germanwings hat sich mittags viel Polizei am Check in versammelt, die Stimmung ist gedrückt. Christopher Stuhlmann ist Vielflieger, sein heutiger Flug ist für ihn nach eigenem Bekunden wie jeder andere: „Ich fliege viel, aber ich glaube nicht, dass an einem Tag zwei Maschinen abstürzen“ — eine Einschätzung, die man diesem Tag am Airport sehr häufig zu hören bekommt.
Ganz anders ist es Isabel Lilienthal (23) gegangen. Sie ist am Mittag in Barcelona losgeflogen, gut zwei Stunden nach der Unglücksmaschine. Am Gate in Düsseldorf sieht man der jungen Frau die Erleichterung an: „Wir haben vom Absturz gehört, als wir auf den Abflug warteten. Ich bin sehr erleichtert, wieder Boden unter den Füßen zu haben.“ Ihr Freund wirkt gelassener: Der Start habe sich verzögert, Techniker hätten an einer Turbine geschraubt — eine Beobachtung, die er seiner unruhigen Freundin lieber nicht schilderte.
Am Flughafen sind derweil Mitarbeiter der Notfallseelsorge eingetroffen. Unter der Leitung von Christoph Dörpinghaus und Detlev Toonen werden Hinterbliebene, die auf ihre Angehörigen in der Maschine gewartet haben, betreut. Ein Team von 15 Mitarbeitenden der Flughafenseelsorge und der Notfallseelsorge ist vor Ort, um sie zu begleiten und in enger Abstimmung mit den Verantwortlichen am Flughafen mit den zurzeit verfügbaren Informationen zu versorgen, teilt die Evangelische Kirche mit. Auch der spanische Generalkonsul in Düsseldorf ist mit einigen leitenden Mitarbeitern am Flughafen.
Die Anteilnahme ist schon am Dienstag überall groß: Der Kölner Stadtrat etwa legt am Nachmittag eine Schweigeminute ein. Am frühen Abend findet in der Johanneskirche am Martin-Luther-Platz eine kurzfristig organisierte Gedenkveranstaltung statt. Und auch vor dem DEG-Spiel in Hamburg gibt es vor Anpfiff eine Gedenkminute.