Ersatz für Umweltspuren Wie Düsseldorf mit Ampeln den Autoverkehr drosseln will

Düsseldorf · Pförtnerampeln ersetzen die Umweltspuren. Sie können den Verkehr massiv drosseln – morgens soll es aber schneller gehen.

Hinter dieser Ampel auf der Werstener Straße beginnt bislang die Umweltspur. Sie wird zur Pförtnerampel.

Foto: Anne Orthen (orth)/Anne Orthen (ort)

Mit neu geschalteten Ampeln will die Stadt Düsseldorf die Zahl der Autos auf den bisherigen Umweltspur-Routen drosseln, wenn die umstrittenen Sonderspuren zum 1. März wegfallen. Auf der ehemals „langen Umweltspur“ ab der A46-Ausfahrt am Südpark sollen zwei Ampeln den Verkehr beschränken, vor dem Beginn der bisherigen Umweltspur über die Merowingerstraße wird eine Ampel umprogrammiert. Auf Anfrage äußert sich die Stadt erstmals zu Details, lässt die genaue Schaltung aber offen. Allgemein heißt es, dass der Durchlauf im morgendlichen Berufsverkehr „etwas“ verbessert werde, in Nebenzeiten kämen aber sogar etwas weniger Autos durch.

Der Ordnungs- und Verkehrsausschuss wird am Mittwoch aller Voraussicht nach das Aus für die Umweltspuren beschließen. Die beiden Spuren im Süden der Innenstadt werden ab 1. März wieder für Autos freigegeben. Die dritte Umweltspur über die verkehrsärmere Prinz-Georg-Straße wird in einen Radweg umgewandelt.

Im Berufsverkehr soll es zu einer Entspannung kommen

In einem Pilotprojekt will Düsseldorf erproben, wie sich der Verkehr auf den beiden ehemaligen Umweltspur-Routen im Süden durch intelligente Ampeln regulieren lässt, die auf Luftmesswerte reagieren – das ist aber Zukunftsmusik. Vorerst wird der Verkehr durch die fest programmierten Ampeln reguliert, ein Konzept, das früher unter dem Begriff Pförtnerampeln bekannt war. Ziel sei es, „dass nur für den Straßenabschnitt verträgliche Verkehrsmengen“ durchkommen. Das entspricht dem Prinzip der Umweltspuren, die durch den Wegfall einer Fahrspur die Menge an Pkw begrenzten, damit die Stickoxidbelastung in der Innenstadt zurückgeht. Ein Vorteil der „umweltsensitiven“ Steuerung – so der politische Titel des Konzepts – könnte aber sein, dass sich die Programmierung optimieren lässt. Die Grünphasen sollen „zeit- und verkehrsabhängig“ reduziert werden, heißt es. Ein Ziel soll sein, dass es im Berufsverkehr zu einer Entspannung kommt.

Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU), der die Abschaffung der Umweltspuren zu einem Wahlversprechen gemacht hatte, und das schwarz-grüne Bündnis wollen mit Blick auf Luftqualität und Klimaschutz die Bedingungen für Radverkehr und ÖPNV auf den ehemaligen Umweltspur-Strecken verbessern sowie die Alternativen zum Auto stärker fördern.

Die künftige Pförtnerampel an der Kreuzung Werstener Straße/ Universitätsstraße – wo bislang die „lange“ Umweltspur beginnt – ist bislang ganztägig so geschaltet, dass sie 28 Sekunden in Fahrtrichtung Innenstadt grün zeigt und dann
52 Sekunden rot. So kommen rund 1400 bis 1600 Fahrzeuge pro Stunde durch. Durch die neue Schaltung können die Grünzeiten um zwei Sekunden auf 30 (von 70) Sekunden verlängert, aber auch bis auf elf Sekunden reduziert werden. Die Ampel reguliert, dass zwischen 650 und 1700 Autos durchkommen. An der Kreuzung zum Lastring (Auf’m Hennekamp) folgt die zweite Pförtnerampel.

Nach demselben Prinzip funktioniert die Pförtnerampel auf der anderen Route. Der Verkehr wird dort nicht am Abbieger in die Merowingerstraße gedrosselt, sondern bereits eine Kreuzung vorher: bei der Auffahrt von der Münchener Straße aus Richtung A46 auf den Südring – eine gefürchtete Staufalle. Derzeit zeigt die Ampel zwischen 11 und 13 Sekunden (von 70) grün, künftig kann die Zeit auf 9 Sekunden gesenkt werden. Dadurch kommen zwischen 400 bis 800 Autos durch.

Die Verantwortlichen schließen offenbar nicht aus, dass es bei hohem Verkehrsaufkommen zu langen Staus kommen wird. Auf die Frage eines Ratsmitglieds, ob Rückstaus bis auf die A46 zu erwarten seien – wie beim Start der Umweltspur–, antwortet die Stadt ausweichend.

Die Pförtnerampeln sind Teil eines Maßnahmenpakets, mit dem OB Keller das Gerichtsverfahren mit der Umwelthilfe beenden will. Düsseldorf strebt einen Vergleich an, um ein Diesel-Fahrverbot zu vermeiden. Ungewiss ist, ob die vorliegenden Vorhaben zur Luftreinheit ausreichen. In der Vorlage heißt es, weitere Schritte könnten nötig sein.