Wie im Hollywood-Film: Bankräuber wollte sich zu Tode feiern

Überfall mit einer vermeintlichen Kofferbombe. Automechaniker steht seit Mittwoch vor dem Landgericht.

Wie im Hollywood-Film: Bankräuber wollte sich zu Tode feiern
Foto: Polizei

Düsseldorf. Sein Vorbild war der Film-Klassiker „Leaving Las Vegas“ mit Nicolas Cage. „Ich wollte mich zu Tode feiern“, erklärte Andre S., der sich mit einem Koffer voller Drogen in einem Kölner Hotel eingemietet hatte. Doch dann ging dem 43-Jährigen offenbar das Geld aus. Im Juli vergangenen Jahres tauchte der mit einem WM-Käppi und Sonnenbrille maskierte Automechaniker bei einer Bank an der Corneliusstraße auf und behauptete, eine Bombe im Koffer zu haben. Mit 2000 Euro konnte der schwerkranke Mann flüchten, wurde aber wenige Tage später in dem Hotel festgenommen. Seit Mittwoch muss sich Andre S. vor dem Landgericht verantworten.

Wie im Hollywood-Film: Bankräuber wollte sich zu Tode feiern
Foto: Felix Linde

An vieles konnte sich der Angeklagte nicht mehr erinnern. Vor der Tat habe er in einem Restaurant mit Terrasse zwei Gin Tonic getrunken. Danach ging er mit dem Trolley in den Schalterraum. Er schob der Kassiererein einen Zettel hin. Darauf behauptete Andre S., dass er leukämiekrank sei und sich in dem Koffer eine Bombe befinde.

Die Frau am Schalter brach in Tränen aus. Sie leidet noch heute psychisch an den Folgen des Überfalls. Schließlich kam ihr der Filialleiter zu Hilfe. Er übergab dem 43-Jährigen die von ihm geforderten 2000 Euro. Daraufhin flüchtete Andre S. mit seiner Beute. Den Koffer und seine Oberbekleidung verbrannte er anschließend in einem nahegelgenen Hauseingang.

Zu Beginn des Prozesses legte Andre S. ein ausführliches Geständnis ab. Bereits mit 16 Jahren begann er mit den Drogen, zunächst Haschisch, später auch Kokain und Amphetamine. Eine Lehre als Automechaniker brach er ab, beging Einbrüche und Diebstähle, landete schließlich im Gefängnis. Dort allerdings schloss er die Ausbildung ab und fand bald eine Stelle. Später machte sich der 43-Jährige mit einer Computerfirma selbstständig, die zeitweise sehr erfolgreich war. Doch dann wurde Andre S. wegen Rauschgiftbesitzes erneut verurteilt.

In Freiheit wollte er ein neues Leben beginnen. Aber in der Haft war der Automechaniker von 87 auf 63 Kilo abgemagert: „Ich hatte Bauchschmerzen und dachte, ich hätte beim Grillen zu viel gegessen.“ Dann kam die niederschmetternde Diagnose: Lymphdrüsenkrebs. Es folgten lange Krankenhausaufenthalte. Dabei wurden auch noch Veränderungen in der Lunge festgestellt.

Andre S. fasste einen Entschluss: „Ich wollte nicht mehr ins Krankenhaus, sondern sterben.“ Er beendete seine Beziehung, verabschiedete sich von seinen Freunden. Mit einem Koffer voll LSD-Trips, Kokain und Amphetaminen fuhr er nach Köln. Der Prozess wird am 27. Januar fortgesetzt.