Arbeitsmarkt Wie Jobsuchende den Standort Düsseldorf sehen
Düsseldorf · Analyse Eine etwas andere Betrachtung des Arbeitsmarkts: Das Internet-Jobportal Indeed hat für unsere Redaktion ermittelt, welchen Stellenwert Düsseldorf im Städtevergleich hat.
Es gibt mindestens zwei Arten, den Düsseldorfer Arbeitsmarkt zu betrachten. Nummer eins: Die Lage ist stabil, typische Großstadt-Phänomene gehen auch an Düsseldorf nicht vorbei, im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Arbeitslosenquote leicht verbessert. Das ist die vertraute Betrachtung, wie sie die Agentur für Arbeit zuletzt am 30. April veröffentlicht hat.
Betrachtungsweise Nummer zwei soll hier im Mittelpunkt stehen. Das Jobportal Indeed, das seinen Deutschlandsitz im Belsenpark in Oberkassel hat, hat für unsere Redaktion aus dem Verhalten der Nutzer ermittelt, wie Düsseldorf gesehen wird. Die zentralen Erkenntnisse im Überblick:
Das Interesse ist überdurchschnittlich. Düsseldorf hat bei den Klicks auf Stellenanzeigen in Nordrhein-Westfalen den zweitgrößten Marktanteil. Er liegt bei 10,4 Prozent. Platz eins belegt Köln mit gut zweieinhalb Prozentpunkten mehr. Umgerechnet auf die Einwohnerzahl wird deutlich, dass überdurchschnittlich viele Suchende sich für die Landeshauptstadt interessieren – eben Menschen, die digital suchen, also im Schnitt jüngere Arbeitnehmer sind. Besonders deutlich wird der Stellenwert Düsseldorfs mit Blick auf die weiteren Orte. Städte, die eine ähnlich hohe Einwohnerzahl haben (Essen, Dortmund) verzeichnen weniger als die Hälfte der Klicks. Bonn, Bochum oder Duisburg liegen noch weiter zurück.
Das Angebot ist überdurchschnittlich groß. Die erwähnten Klicks korrespondieren mit der Zahl der Stellenausschreibungen. Auch dabei liegt Köln an der Spitze, Düsseldorf folgt mit einem Wert, der umgerechnet auf die Einwohnerzahl höher liegt. Der Abstand zu Essen, Dortmund und Bonn ist noch größer als in der ersten Rangliste.
Frank Hensgens, Geschäftsführer von Indeed, bestätigt diese Statistik aus der Praxis. Düsseldorf entwickele sich digital, Unternehmen fänden besser als in den anderen Städten junge, gut ausgebildete Arbeitskräfte. Die Anbindung an den Flughafen, die Lage in der Mitte Europas und die besonderen Beziehung zu Japan seien weitere Gründe, warum sich mehr und mehr Unternehmen mit digitalem Geschäftsmodell in Düsseldorf ansiedelten – und für das beschriebene große Angebot sorgten.
Stadt und Polizei sind gefragt. Bei den Anbietern der Jobs gibt es ein paar Überraschungen. Die meisten Ausschreibungen veröffentlichen HSBC Trinkaus & Burkhardt, Aldi, PricewaterhouseCoopers und Henkel. Auf der Nachfrage-Seite, bei den Klicks, sieht das Bild anders aus: Da belegt Henkel den ersten Platz, dann kommen die Stadtverwaltung, die Polizei und die Arbeiterwohlfahrt. In den anderen Städten ist die Verwaltung auch immer mit dabei, dort sind auch Hochschulen und Kliniken auf den vordersten Plätzen vertreten.
Kölner können sich Düsseldorf vorstellen. Etwas mehr als ein Viertel der Klicks auf Düsseldorfer Stellenangebote kommen aus der Landeshauptstadt selbst. Aber immerhin rund acht Prozent aller, die sich hiesige Jobs mindestens angucken, stammen aus Köln. Die ersten Plätze in dieser Erhebung zeigen, dass eine gewisse Nähe zum jetzigen Standort für die Suchenden eine Rolle spielt. Die ersten neun Städte der Liste liegen in einem Umkreis von 40 Kilometern. Die erste Nicht-NRW-Stadt ist auf Rang zehn Frankfurt. Auch in Berlin und Hamburg beschäftigen sich zumindest ein paar Menschen mit dem Gedanken, in Düsseldorf zu arbeiten. Die Metropolen liegen auf den Plätzen 18 und 20.