Kultur Düsseldorfer Auktionator hilft Opfern von Raubkunst

Düsseldorf · Dank der Unterstützung aus der Landeshauptstadt kann der Patron der Finanzbeamten und Steuerhinterzieher nach Zypern zurückkehren.

Das Reliquienkästchen zeigt im Zentrum den heiligen Mamas, der auf einem Löwen reitet.

Foto: Hargesheimer

Wenn man etwas Besonderes tut, ist es recht leicht zu sagen, dass man es jederzeit wieder tun würde. Frank und Susanne Hargesheimer haben jetzt beweisen, dass sie diesen Satz absolut ernst meinten, als sie im November ein Bild aus einer Auktion in ihrem Haus nahmen, selber kauften und dem rechtmäßigen Eigentümer gaben. Die beiden werden in der kommenden Woche ein Reliquienkästchen der Stadt Morfou auf Zypern stiften. Ein hoher religiöser Vertreter der Stadt und der zypriotische Botschafter sind am Dienstag in Düsseldorf zu Gast.

Das Reliquienkästchen sollte im April in der Auktion „Bedeutende russische und griechische Ikonen“ bei Hargesheimer an der Friedrich-Ebert-Straße versteigert werden. Nach Angaben des Auktionshauses gab es eine ganze Reihe Interessenten, die Spezialistin für byzantinische Kunst, Maria Paphiti, sorgte jedoch dafür, dass es kurz vor dem Aufruf während der laufenden Auktion zurückgezogen wurde. Wie eine Beschreibung des Kästchens aus dem Jahre 1912 beweist und wie noch lebende Augenzeugen zu berichten wissen, gehörte das Reliquienkästchen einst zum Schatz der Kirche des Heiligen Mamas in Morfou. In den Wirren der Besetzung Nordzyperns durch die Türkei im Sommer 1974 ist es unrechtmäßig entwendet und ins Ausland verkauft worden. Nach Düsseldorf kam es durch die Erbin eines verstorbenen Ikonensammlers aus Norddeutschland. Wie es dorthin gelangt ist, kann heute nicht mehr nachvollzogen werden, weil die entsprechenden Dokumente fehlen. Das Ehepaar Hargesheimer entschied sich daher, das Kästchen selbst zu kaufen und es der Stadt Morfou zu schenken. Es wird in das mit Arkaden geschmückte Kloster des heiligen Mamas , das über dem Grab des Heiligen im 18. Jahrhundert erbaut wurde, zurückkehren.

Öffnet man das Kästchen, sieht man den auf einem Löwen reitenden, heiligen Mamas, zu dem es zahlreiche, teilweise einander widersprechende Mythen gibt. Eine dieser Legenden berichtet, dass Mamas als Einsiedler wegen Nichtzahlung einer Kopfsteuer verhaftet worden war. Als er – auf einem Löwen reitend und ein Lamm auf dem Schoß haltend – im Palast des Statthalters eintraf, wurde ihm lebenslange Steuerfreiheit zugesichert. Daher gilt er als Schutzpatron der Steuerberater sowie der Finanzbeamten, Steuerpflichtigen und Steuerhinterzieher.

Das Auktionshaus hatte im vergangenen Jahr entdeckt, dass eines der eingelieferten Gemälde („Seesturm“ von Johannes Hermanus Koekkoek) einst dem Düsseldorfer Galeristen Max Stern gehört hatte. Er hatte es 1937 unter Zwang abgeben müssen. Frank Hargesheimer entschädigte daraufhin den Einlieferer des Gemäldes mit 8000 Euro und schenkte das Gemälde der Max-Stern-Stiftung. „Nach der Barbarei der nationalsozialistischen Diktatur sehen wir eine moralische Verpflichtung zur Rückführung“, sagte er damals.