Wie „Pubertiere“ Eltern das Leben schwer machen
Jan Weiler las im Central aus seinem neuen Buch. Viele Zuhörer teilen seine Erfahrungen.
Großeltern, Mütter und Väter, ja selbst einige Jugendliche kamen in Begleitung ihrer Eltern. Und wollten sich nicht entgehen lassen, wie ihnen Jan Weiler einen liebevoll ironischen Spiegel vorhält. Wenn sie mit ihrem i-Phone telefonieren, den Partner wegdrücken oder ihre ersten Gehversuche in Sachen Liebe unternehmen. So war der Andrang im Central am Hauptbahn groß, als Jan Weiler — in Düsseldorf geboren und in Meerbusch zur Schule gegangen — aus seinem neuen Buch las „Und ewig schläft das Pubertier“. Es ist die Fortsetzung seines ersten Opus „Das Pubertier“.
Weiler, Jahrgang 1967, steigt ohne lange Vorreden in die Materie ein, ist sofort bei seinen Kindern, die eben noch so süß waren und plötzlich zum bockigen, widerspenstigen „Pubertier“ mutieren, manchmal auch zum ‚Diskutier’. Mittlerweile sind Sohnemann Nick 15 und Tochter Carla 18. Und immer noch drücken sie dem Papa ernüchternde Sprüche rein, haben noch größere Probleme mit dem Aufstehen als früher und versuchen mit allen Tricks, dass der Vater sie morgens in der Schule krankmeldet. Oder ihm den Rasierschaum entwenden, für ihre eigene Beinrasur.
Mit trockenem Humor und reichlich Selbstironie beschreibt der wortgewandte Publizist, Vorleser und Drehbuchautor, wie sein Pubertier ihm das Leben schwer macht, seinen Papa zum Arbeiten (also: Schreiben) in den Keller schickt und später vor dem Fernseher meint, Günter Grass - ja das sei ja ein richtiger Autor. Manche freuen sich lauthals über die satirischen Beschreibungen von Elternabenden — Erfahrungen, die die meisten Zuhörer wohl mit dem Autor teilen. Das spürt man, sobald Weiler vom Klassenpflegschafts-Vorsitzenden Ulrich Dattelmann spricht. Der Typ aufgeblasener Besserwisser und Wichtigtuer, der immer alles als vorbildlicher Vater erledigen will und den anderen furchtbar auf die Nerven geht. Besonders komisch gerät die Szene, in der dieser Herr Dattelmann das Ziel der Klassenfahrt festlegen will und erstaunt ist, dass plötzlich alle gegen das angeblich jugendgefährdende Berlin stimmen. Übrig bleibt die Jugendherberge Manderscheid in der Vulkan-Eifel. „Die gibt’s wirklich“, schmunzelt ein Vater beim Herausgehen. „Mein Sohn war da gerade mit seiner Klasse.“