Wiederverwertung: Altkleider sind ein umkämpfter Markt
Ein aktueller Fall zeigt: Viele Verwerter mischen mit, längst nicht alle sind legal.
Düsseldorf. Ein kleiner Zettel an Hauseingängen in Stadtteilen nahe der City, „Kleider & Schuhe Sammlung“ steht groß darauf, ein weißes Kreuz auf rotem Grund lässt an karitative Zwecke denken — mit dieser Methode sammelt eine Firma dieser Tage in Düsseldorf gebrauchte Textilien und Schuhe. Doch bei näherer Betrachtung erweist die Sammlung sich als dubios. Und dabei handelt es sich laut Stadtverwaltung keineswegs um einen Einzelfall.
Im aktuellen Beispiel ist völlig unklar, wer hinter der Sammlung steckt. Der Name der Firma fehlt, wählt man die Handynummer, die auf dem Zettel angegeben ist, heißt es: „Die Nummer ist nicht vergeben.“ Auch der Zweck der Sammlung bleibt unklar. „Je nach Bedarf werden die gebrauchten Kleider weiterverwendet“, heißt es.
Für Herbert Rautenberg, Abteilungsleiter im Umweltamt, ist der Aushang keine Überraschung. Es gebe immer wieder Firmen, die solche Sammlungen in der Stadt widerrechtlich durchführten. Was auf dem Zettel steht, sei nämlich falsch: „Die gewerbliche Sammlung ... ist nicht genehmigungspflichtig“, heißt es in kleinen Lettern mit Verweis auf einen Landeserlass vom Juni 1972.
Rautenberg verweist dagegen auf §18 des Kreislaufwirtschaftsgesetzes von 2012, wonach solche Sammlungen durchaus meldepflichtig seien. Die aktuelle Sammlung sei also „ein Bußgeldtatbestand.“
Konflikte gibt es aber auch oft mit den Firmen, die den Weg der Anmeldung gehen. Die Kommune entscheidet dann, ob sie die Genehmigung erteilt. Doch diese Rolle ist nicht ganz einfach, da viele Städte — wie auch Düsseldorf — selber Altkleider sammeln. Rund 650 Container gibt es in Düsseldorf, die Awista hat in diesem Jahr einem Subunternehmer gekündigt und sammelt nun selber.
Anträge von Firmen gibt es viele, Rautenberg spricht von circa 50 innerhalb der vergangenen zwei Jahre. Manche wollen Container aufstellen, andere mit Eimern sammeln oder sie bitten Anwohner, Tüten vor die Tür zu stellen. Doch nicht immer werden sie positiv beschieden, was häufig dazu führt, dass die Unternehmen gegen die Stadt klagen.
Dass es für die Stadt auch um finanzielle Interessen geht, gibt Rautenberg unumwunden zu. „Wir verdienen mit dem Weiterverkauf von Kleidung Geld.“ Da es in die Gesamtgebührenrechnung städtischer Entsorgung fließe, werde auf diese Weise der Bürger entlastet.
Das System ist nicht umunstritten, erst diese Woche gab es in der Bezirksvertretung 2 Kritik von Linken-Vertreter Ben Klar. In Afrika sei die Textilproduktion durch europäische Gebrauchtware starker Billigkonkurrenz ausgesetzt. Dem Argument widersprach Mark Lindert von der Stadtverwaltung auch nicht. Ein Großteil der gesammelten Ware sei aber in Deutschland nicht absetzbar. Sie werde hiesigen Ansprüchen nicht gerecht.