WM-Fieber: Sie feiern wie die Weltmeister

Ein Spiel in mehr als 9000 Kilometer Entfernung lässt am Samstag die ganze Stadt beben.

Düsseldorf. Samstagnachmittag, 15 Uhr. Eine Stimmung wie vor einem hohen katholischen Feiertag. Lange Schlangen im Supermarkt und an den Bankautomaten. Die Straßen werden immer leerer. Freie Fahrt für den WM-Express. Wer kann, sitzt jetzt schon in den Kneipen oder beim Public Viewing. Kaufleute sperren ihre Geschäfte ab. Noch trübt keine Wolke am Himmel das nächste Sommermärchen.

Bei tropischer Hitze barfuß an Strand oder Pool Zauberfußball genießen, ist normalerweise ein Privileg der Brasilianer. Heute liegt die Copacabana in Lierenfeld. Die Strandbar im Stahlwerk ist proppenvoll. Anspannung? Fehlanzeige, stattdessen selbstbewusste Euphorie. Ist das nicht die WM der sterbenden Titelfavoriten? Dann müssen Jogis Jungs ja weiterkommen.

16 Uhr, high noon für Fußballfans. Es geht los. Nach drei Minuten bricht der große Jubel los. Mit dem ersten Tor fallen aber auch die ersten Tropfen. Der tropische Sommerregen beginnt. Kurz drauf zucken Blitze am Himmel, der Pool wird geräumt. Unerschrockene drängen sich unter die Strandhütten, der Rest flüchtet oder wird nass. Die größte Sorge in der ersten Halbzeit: Hoffentlich fallen die Fernseher nicht aus.

Henri ist vorbereitet. "Ich habe mein Radio dabei, das wird ein WM-Feeling wie 1954", sagt er. Andere haben schon einen Fluchtplan ausgeheckt. "Zur Not wird auf der Ackerstraße weitergeguckt", sagt Tim. Das Kontrastprogramm zum Public Viewing findet in der Pause auf den Straßen statt. Es herrscht gähnende Leere.

Szenenwechsel, das UCI-Kino im Hafen ist bis auf einen Kinosaal leer. Beim Rudelgucken mit 3D-Brillen auf der Nase wird das Spiel zum Stadion-Erlebnis. Dafür verzichten die Fans gerne Spielkommentar und Halbzeitanalyse. Fan Georg ist begeistert: "Ich habe das Gefühl, wirklich dabei zu sein." Auf gefühlter Grasnarben-Höhe mitzuerleben, wie Maradonas Mannschaft filetiert wird, ist für den Cineasten und Fußballfeinschmecker der höchste Genuss.

Aber unabhängig, wo geguckt wird, am Ende treffen sich alle wieder auf der Kö und in der Altstadt. Und der Jubel wird von Spiel zu Spiel größer. Eins ist seit Samstag auch klar: Ganz gleich wer am Ende den Pokal gewinnt, die Düsseldorfer haben schon bewiesen, dass sie weltmeisterlich feiern können.