Wo geht’s denn hier zur Ausbildung?
Beim Speed Dating fü angehende Azubis in der Oper soll zusammenfinden, was aber nicht in jedem Fall zusammenpasst.
Düsseldorf. In zehn Minuten kann man ein Hühnerei knüppelhart kochen, mal fix ein Eis schlecken — oder versuchen, bei seinem künftigen Arbeitgeber einen guten, zumindest aber bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Vielleicht nicht unbedingt bei einem Vorstellungsgespräch — die dauern in der Regel etwas länger —, aber für ein erstes Kennenlernen sind zehn Minuten Zeit genug. Wenn so etwas nicht in einem intimen Kreis, dafür aber mit festen Spielregeln über die Bühne geht, nennt man das Speed Dating für Azubis. Organisiert wird die Kennenlern-Sause von der Industrie- und Handelskammer.
Wobei das mit dem er(n)sten Eindruck so eine Sache ist. Viele der angehenden Azubis sind geschäftsmäßig in Sakko und Anzughose erschienen. Andere haben sich für T-Shirt und kurze Hose entschieden — eher dem Sonnenschein als dem Anlass geschuldet. Zur korrekt gekleideten Fraktion gehört Kaan Öztürk (17) aus Düsseldorf.
„Anfangs war ich nervös, aber die Interviewer waren nett und haben mir keine allzu kniffeligen Fragen gestellt“, sagt der Schüler. Eine Ausbildung zum Automobil-, Bank- oder Einzelhandelskaufmann hat er im Sinn, und bekommt für sein adrettes und verbindliches Auftreten schon mal ein dickes Lob.
Neben dem ersten Eindruck setzt Constantina Chatziefstratiou (21) auf Wissen. Sie hat sich vor ihrer Bewerbung auf eine Stelle als Kauffrau für Marketingkommunikation gründlich vorbereitet: „Ich habe mich im Vorfeld über das Unternehmen informiert und eine Selbstpräsentation erstellt.“
Bei Arbeitgebern kommt Vorab-Recherche offenkundig gut an. „Wir wollen die Besten haben“, sagt Thomas Rogg, Geschäftsführer und Gründer von Audimark aus Düsseldorf, einem Werbevermarkter für Web-Radios. Zwei Ausbildungsplätze hat er zu vergeben — aber nicht an jeden. „Wer sich vorher über seinen Arbeitgeber informiert, zeigt sein Interesse.“ Dennoch käme es auf die Schulnoten der Bewerber an.
Knapp 90 Firmen machen dieses Jahr beim Speed Dating mit, gut 800 angehende Azubis erwarten die Veranstalter — und am Ende des Tages möglichst viele angebahnte Ausbildungen. Nach dem ersten Kennenlernen führt der Weg dahin über eine zweite Schnupperrunde, nach Art der fernsehgerechten Talentsuche „Recall“, also Wiederaufruf, genannt.
Manchmal findet aber nicht zusammen, was wohl nicht zusammengehören soll. Vielleicht wegen zu kurzen Hosen, vielleicht weil der Traumberuf mehr Schaum als Möglichkeit ist. Für solche Fälle warten Berufsberater der Arbeitsagentur auf die ausgebremsten Azubis. Auf einen guten ersten Eindruck kommt es da nicht so an.