Wo ist der Oberbürgermeister?

Die Opposition wirft Dirk Elbers vor, bei der Auswahl seiner Termine die falschen Schwerpunkte zu setzen.

Düsseldorf. Das gibt es auch nicht oft: 23 Jahre lang hat Henning Friege beim Konzern Stadt gearbeitet — u.a. als Dezernent und als Chef der Stadttochter Awista — und sich dabei parteiübergreifend und auch beim Betriebsrat höchste Anerkennung erworben.

Entsprechend viele hochrangige Gäste waren am Donnerstag bei seiner Verabschiedung in der Turbinenhalle der Stadtwerke dabei: Alle drei Bürgermeister, der aktuelle Stadtkämmerer und dessen Vorgänger, diverse Beigeordnete, die Fraktionsspitzen. Nur einer fehlte: Oberbürgermeister Dirk Elbers.

Beim Essen nach den Reden machte deshalb eine Frage die Runde: „Wo ist eigentlich der Oberbürgermeister?“ Dass er fehlte, fand etwa Gudrun Hock (SPD) unpassend. Sie meint: „Er hätte hier sein sollen.“

Ein Satz, der so auch schon am Dienstagabend beim exklusiven Empfang zur Erweiterung von P&C gefallen war. Dort waren Stimmen zu hören, die meinten, der OB hätte sich bei einem alteingesessenen Düsseldorfer Unternehmen (das nebenbei auch mehrere Millionen Euro Steuern zahlt) durchaus hätte blicken lassen können.

Einzelfälle — aber nicht das erste Mal, dass die Frage gestellt wird, ob Elbers bei seiner Terminauswahl die richtigen Schwerpunkte setzt. Legende ist der Parlamentarische Abend im September 2010 im Landtag, bei dem die Landeshauptstadt offiziell Gaststadt war: Viele waren da — nur Elbers nicht. Er besuchte stattdessen die Wiedereröffnung von Louis Vuitton an der Kö.

Die Opposition spekuliert indes, Elbers würde vor allem unangenehme Termine vermeiden. In der Tat wurde der OB zuletzt weder bei der Personalversammlung in der Halle an der Siegburger Straße gesehen, wo er als oberster Dienstherr zu den rund 3000 dort versammelten Mitarbeitern hätte sprechen sollen. Auch bei der Personalversammlung der Feuerwehr — wo es zuletzt Ärger um die geplante Suspendierung von Wehrmännern gab — ließ er sich nicht blicken.

Beim Festakt zum Jubiläum des Luisengymnasiums — wenige Tage nach einer Elterndemo vor dem Rathaus — ließ er sich kurzfristig von einem Beigeordneten vertreten, obwohl er auf der Einladungskarte angekündigt war.

Aber auch bei vermeintlich harmlosen Terminen wird Elbers gelegentlich vermisst. So soll man etwa in der Messe an Altweiber lange und vergeblich auf das Stadtoberhaupt gewartet haben.

Vuitton statt Politik? Häppchen statt Kritik? Das will Elbers’ Sprecherin Natalia Fedossenko nicht gelten lassen. Die Kritik sei „unfair“ und allein politisch motiviert. „Der Oberbürgermeister ist von morgens bis spätabends bei allen möglichen Terminen, aber er kann unmöglich alles machen.“

In der Tat war Elbers auch am Donnerstag viel unterwegs: So besuchte er das Richtfest der St.-Apollinaris-Schule in Himmelgeist und leitete den Wirtschaftsförderungsausschuss.

Fedossenko: „Und wäre er zu P&C gegangen, hätte jemand von der Opposition gefragt, warum er nicht beim Kaninchenzüchterverein war.“

Die Kritik hält dennoch an: So ist zu hören, Elbers sei zuletzt bei mehreren Aufsichtsratssitzungen der städtischen Bautochter IDR nicht aufgetaucht — der OB ist Vorsitzender des Aufsichtsrates.