„Carmina Burana“ für alle
In der Tonhalle, wo sonst jedes Hüsteln stört, soll bei einem Projekt des Musikvereins auch das Publikum mitsingen.
Düsseldorf. „Der Musikverein ist die Mutter aller Schlachten, was das Musikleben in Düsseldorf anbelangt“, sagt Tonhallen-Intendant Michael Becker. Recht hat er, denn mit der Gründung des Vereins begann eine Musiktradition, die bis heute Bestand hat. Nun will sich der große Laienchor, der sich hinter Profi-Chören nicht zu verstecken braucht, mit dem Projekt “Düsseldorf singt!“ etwas weiter öffnen.
„Jedes Jahr soll der Chor ein eigenes Konzert mit den großen Highlights der Klassik haben“, so Becker weiter. Der Clou an der Sache: Nicht nur die Vereinsmitglieder dürfen mitsingen, sondern alle, die sich schon immer mal an der Realisierung eines großen Vokalwerks beteiligen wollten.
Seit Anfang des Jahres gesellen sich 40 Gast-Sänger zu den 160 regulären Chormitgliedern und studieren eines der populärsten Werke für Soli, Chor und Orchester des 20. Jahrhunderts ein: Carl Orffs „Carmina Burana“. Mit von der Partie ist zudem der Düsseldorfer Mädchenchor.
Die große Anzahl von Sängern, die für die Teilnahme keine besonderen Voraussetzungen mitbringen müssen, beeinflusst freilich den Probenplan. „Wir würden normalerweise nicht so lange an Carmina Burana probieren“, sagt der Vereinsvorsitzende Manfred Hill. Man wäre sonst in der Hälfte der Zeit fertig gewesen. Doch hier gehe es jetzt um eine Zukunftsvision, in der sich der Chor weiter öffnen will.
„Ich finde es spannend, mal in einem größeren Chor zu singen“, sagt die Düsseldorferin Sandra Wolfsberger (38). Sie habe bislang in einem lediglich 20-köpfigen Kirchenchor in Mönchengladbach mitgewirkt. Und sie wolle ganz in den Musikverein eintreten. „Wenn ich nach dem Vorsingen angenommen werde, bleibe ich.“ Martin Kampmann (44) aus Neuss betritt völliges Neuland. „Ich habe noch nie in einem Chor gesungen“, sagt er. Doch könne er Geige spielen und demnach Noten lesen. „Auch ich kann mir vorstellen, ganz in den Musikverein einzutreten.“
Bereits mit dem Grundschulprojekt „Sing-Pause“ hat der Chor die Initiative ergriffen, die Kultur des Singens, die sich auf dem Rückzug befindet, wieder in Düsseldorf aufleben zu lassen. Und dazu passt ein weiterer Programmpunkt: In der ersten Hälfte des Konzerts ist das ganze Publikum eingeladen, mitzusingen.
Auf dem Programm stehen Chorsätze von Felix Mendelssohn Bartholdy und ein Düsseldorf-Song, komponiert vom Gerresheimer Kirchenmusiker Klaus Wallrath. Das werde eine Art öffentliche Probe, sagt Manfred Hill. Geleitet wird sie von Udo Flaskamp, Marketing-Leiter der Tonhalle und studierter Kirchenmusiker, der schon so manches Singen im Saal gemanagt hat.